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#1

Kapitel für Leo V2

in Sonstiges 07.02.2011 22:33
von Seralwa | 68 Beiträge

Moin,
wer Angst vor Blut, meinem kranken Humor oder größeren Ansammlungen von Wörtern hat, sollte die Beine in die Hand nehmen und schnell fliehen. Der nachfolgende Text hat trotz massiver Kürzungen die 14k Worte Grenze überschritten und ist auf mysteriöse Art und Weise wieder auf 23 Seiten angewachsen. Sorry! Falls Fragen auftauchen die sich aus den Kürzungen ergeben, fragt ruhig, vielleicht weiß ich sogar die Antwort. Und wer Rechtschreib- und/oder Grammatikfehler findet, darf mir diese gerne nennen, ich leite sie dann an mein Words weiter (in Form eines Trittes) [btw das Kapitel spielt gut 15 Jahre vor dem anderen, steht mit diesem nicht in Verbindung und spielt im Land der Nacht in dem es wie der Name bereits vermuten lässt nie ganz hell wird, zudem besteht es hauptsächlich aus Kampfszenen die ich nicht schreiben kann, weswegen alles ein bisschen Mischmasch ist...]

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Vergangene Tage
Acyes Atem ging schwer. Seit Sonnenaufgang, also gut einer halben Stunde, verfolgte er bereits die beiden Söldner vor ihm. Wobei er unzählige Umwege in Kauf hatte nehmen müssen um nicht entdeckt zu werden. Zum Glück verbarg die ewige Dunkelheit seine Kletterbemühungen an den kahlen Bäumen. Er war nie besonders geschickt im Klettern gewesen, dennoch bevorzugte er es als Fortbewegungsart hier. Denn der schmale Pfad, der von der Grenze bis zum Schloss seines Herrn führte, verlief in langen Schlangenlinien und war an vielen Stellen nur schwer passierbar. Zudem hätte ihn das Knirschen der unförmigen Steine, die beim Anlegen verwendet wurden, vermutlich verraten. Was er unbedingt vermeiden wollte. Denn bereits auf den ersten Blick hatte er erkannt, dass er kein Gegner für die beiden war. Mit der jungen Frau hätte er es vermutlich noch aufnehmen können, sie schien auf die gleichen Waffenarten spezialisiert zu sein wie er. Doch gegen den Mann hätte er keine Chance. Schon von weitem hatte er das gigantische Schwert auf dem Rücken des jungen Söldners erkannt. Selbst mit einfachen Schwertern hatte er im direkten Nahkampf Probleme, von einem solch Gigantischen ganz zu schweigen. Ihn schauderte bei dem Gedanken es direkt angehen lassen zu müssen. Immerhin war er als Attentäter ausgebildet worden und als solcher würde er auch handeln.
Die beiden Gestalten vor ihm wurden langsamer und er musste darauf achten nicht zu dicht aufzuschließen. Nur noch wenige der dicht beieinander stehenden Bäume trennten sie. Er war so nah, dass er sogar bereits Gesprächsfetzen der beiden auffangen konnte.
„…es kann nicht mehr weit sein. Ich habe die Erzählungen mit der Karte abgeglichen, die Residenz muss ganz in der Nähe sein.“
Ein überlegenes Lächeln huschte über Acyes Gesicht. Für ihn war das Schloss bereits wenige hundert Meter nach der Grenze sichtbar. Die ganze Landschaft erschien für ihn so klar wie an einem hellen Sommertag – den es hier im Land der Nacht jedoch nie geben würde. Seine Augen waren von Geburt an durch Magie verstärkt, eine Eigenschaft die sein Volk zu idealen Attentätern machte, und ihnen dadurch die Ausrottung beschert hatte. Dennoch war er stolz auf sein Erbe, vor allem wenn er Neuankömmlinge wie jene unter ihm betrachtete.
Vorsichtig ließ er sich von dem dürren Ast gleiten auf dem er gesessen hatte. Nahezu lautlos schaffte er es unten anzukommen und sich sofort hinter einem der dürren, abgestorbenen Büsche zu verstecken. Zur Sicherheit zog er sich die dunkle Kapuze seines Mantels über. Es wäre wahrlich tölpelhaft nach all der Mühe wegen einem kurzen Aufblitzen seines Gesichts im Licht aufzufliegen. Denn Licht hatten die beiden, wenn auch auf eine eher anwidernde Art und Weise.
Der Söldner hielt den Kopf einer Späherkreatur in der rechten Hand, und benutze das weit vor Panik aufgerissene Auge als Lichtquelle. Die dünnen Flügelchen der Kreatur schlugen schwach unter dem Druck der Söldnerhand. Zwar konnten sie damit trotzdem kaum etwas sehen, die Bäume standen im Weg, aber es war dennoch eine weitaus bessere Lichtquelle als eine herkömmliche Fackel.
Bisher war noch nie jemand auf die Idee gekommen einen Späher als Lichtquelle zu verwenden. Bisher hatte jeder, einschließlich er selbst, die Späher erschlagen. Was, wie er leider zu spät erfahren hatte, der Sinn der Späher war. Durch ihren Tod bemerkte der Tyrann sofort, dass jemand feindliches ins Gebiet eingedrungen war. Denn kein Dorfbewohner würde sich gegen eine der Schatten-Kreaturen des Tyrannen stellen.
Er schlich näher an die beiden Söldner. Als er nur noch wenige Meter von ihnen entfernt war, verbarg er sich wieder hinter einem Gebüsch. Erst jetzt sah er warum die beiden stehen geblieben waren. Sie waren an der Weggabelung angekommen.
Die falsche Entscheidung würde sie einen ganzen Tag kosten und ihnen – wenn es nach ihm ging – auch das Leben. Über den Gipfeln der Bäume, direkt vor ihnen, prangte das Schloss. Links von ihnen führte der Weg in ein kleines, relativ belebtes Dorf voller Strapazen gewöhnter Männer und Frauen. Sollten sie auch nur einen Fuß in dieses Dorf setzen wären sie dem Tode geweiht. Nicht wegen den Bewohnern, die auch ausländischen Besuchern freundlich gesinnt waren, sondern seinen Möglichkeiten die beiden von hinten zu überraschen. Bis auf seine Augen und den zu hellen Haaren, die jedoch beide gut unter seiner Kapuze zu verstecken waren, unterschied er sich nicht weiter von der Vielzahl der Nacht-Völker. Was ihm den Vorteil einbrachte für seine Opfer unsichtbar zu werden, was er auch zu nutzen wusste.
„Wir können nicht einfach raten, Leodado.“ Die weibliche Stimme klang eindringlich, als stünde sie unter Spannung. Und tatsächlich huschten ihre Augen von Baum zu Baum und Busch zu Busch. Acye duckte sich noch etwas weiter hinter seinem Gebüsch, behielt die junge Frau aber dennoch im Blickfeld. Er hatte Recht gehabt mit seiner Vermutung über ihren Kampfstil. An dem schweren Waffengürtel hing eine Art Wurfanker. Gleichzeitig entdeckte er aber auch mehrere Dolche an ihr, sowie eine unscheinbare Tasche am hinteren Teil des Gürtels die vermutlich Wurfmesser enthielt.
Doch sie war trotz der schweren Bewaffnung und dem harten Blick unverleugbar attraktiv. Ihre langen, schwarzen Haare glänzten auf eine angenehme Art und Weise im Licht des Spähers. Und ihre blau-grünen Augen erinnerten ihn an eine Freundin die er vor seiner Ausbildung gehabt hatte. Wäre die Situation eine andere gewesen, er hätte ihr sicher Avancen gemacht. Leider würde er wohl nicht einmal bis zu einem „Guten Tag“ kommen, sollte er sein Versteck verlassen. Was hier sowieso unpassend gewesen wäre. Ein „Na, soll ich dir den Weg zeigen?“ hätte es wohl eher getroffen, wäre aber ebenso am Überleben gescheitert.
Einen Seufzer unterdrückend zog er ein fein gearbeitetes Messer aus seinem Gürtel. Die Klinge war matt, obwohl es einst aus einem der Kristalle gefertigt worden war. Es war schwer, die niederen Kristallformen in ihrer Erscheinung zu ändern, bei den Höheren war es sogar ganz unmöglich. Es war schwer jemanden aufzutreiben der die Kunst beherrschte sie matt zu bekommen. Weswegen er auch nur eines davon besaß. „Wir haben keine andere Wahl, die Bäume versperren jegliche Möglichkeit den Weg auszumachen.“ Die grobe Stimme des Söldners passte zu seiner äußeren Erscheinung. Er war gut einen Kopf größer als Acye, hatte schwarze, schulterlange Haare und die wenigen Körperpartien die unter der Leder-Rüstung und dem Mantel hervor blitzen waren muskelbepackt. Was auch zu dem gewaltigen Schwert auf seinem Rücken passte. „Dann müssen wir versuchen über sie hinwegzusehen. Meinst du, du schaffst es auf einen der Bäume zu klettern?“ Es war eine ernste Frage von ihr, Acye konnte nicht die leiseste Ironie heraushören, was ihn überraschte. Ihm wäre es vermutlich schwer gefallen nicht spöttisch zu antworten. Schien als wären die beiden mehr als nur ein zweckorientierter Söldnerzusammenschluss.
„Klar.“ Er streifte sich den Tragegurt mitsamt des Schwertes ab. Packte dann den zappelnden Späher und fing an, mit nur einer freien Hand, den Baum zu besteigen. Es dauerte einen Moment bis sich Acye von dem Anblick lösen konnte, der Kerl hatte Talent das er ihm nicht zugetraut hätte. Trotz seiner Faszination musste er sich jedoch wichtigerem zuwenden. Die Söldnerin schien jegliche Vorsicht verloren zu haben, denn auch ihr Blick ruhte auf ihrem Kollegen. Acye sah seine Chance gekommen den ersten der beiden auszuschalten. Mit vorsichtigen Schritten schlich er sich hinter den Baum vor dem sie stand. Dann packte er sie blitzschnell und zog sie hinter das Gebüsch hinter dem er sich vorher gekauert hatte. Keinen Moment zu früh wie sich herausstellte. Denn nur wenige Sekunden später sprang der Söldner vom Baum.
„Ich hab´s gefunden…Wo bist du Soana?“
Acyes Atem beschleunigte sich wieder. Zwar hatte er es geschafft kein Geräusch bei dem Überfall auf die Frau zu machen, aber sollte er entdeckt werden, hätte er keine Chance auf einen Gegenschlag. Er war in knieender Position, den Rücken der Frau an seinen Oberkörper gepresst und sein Messer an ihrer Kehle. Seine andere Hand war an ihren Mund gepresst und viel zu weit von seiner Zweitwaffe entfernt um diese im Notfall zu ziehen. Er hatte es geschafft sich selbst unschädlich zu machen. Denn die Frau töten wollte er nicht. Söldner brauchten einen finanziellen Grund um sich die Mühe zu machen jemanden umzubringen und diesen Grund musste jemand bezahlen. Die Frage war nur wer.
Die Schritte des Mannes kamen näher. Das Licht des Spähers reichte schon fast bis zu dem Busch hinter dem er saß. Panik machte sich in ihm breit und er machte sich bereit loszurennen. Was der Söldnerin nicht entging, auch sie spannte sich an um sich wohl gleich für das Attentat von eben zu rächen. Seine geistigen Flüche wurden unterbrochen als der Söldner durch das Gebüsch brach und mit seinem Schwert nach ihm ausholte. Mit einer hastigen und nicht ganz sauberen Rolle brachte er sich in Sicherheit und stand dann auf um zu fliehen. Er kam jedoch nicht weit. Wenige Sekunden nachdem er stand wurde sein Arm von einem Wurfanker umwickelt und sein Oberkörper Richtung heran schreitendem Söldner gezerrt. Innerlich fluchte er. Äußerlich schaffte er es nicht mehr einen Fluch zu formulieren. Der erste Faustschlag traf ihn an der Schläfe und brachte ihn zu Fall. Beim zweiten schaffte er es gerade noch so sein Kopf so zur Seite zu drehen das seine Nase heil blieb. Der dritte traf wieder die Schläfe wodurch er kurzzeitig das Bewusstsein verlor. Beim nächsten wurde ihm wieder schummrig, weswegen er beschloss sein Gesicht zu schützen. Er fragte sich ob er wohl wieder einmal in diesem gottverdammten Wald sterben würde. Würde ihm nicht alles weh tun, er hätte glatt losgelacht. Soweit es ihm möglich war formte er eine Kugel-Position, um sich vor dem Großteil der Aggressionen zu schützen.
Erst als das hektische Atmen des Söldners leiser wurde, wagte er es wieder aufzusehen. Wo er genau das sah, was er befürchtet hatte. Der Söldner war aufgestanden um sein fallen gelassenes Schwert zu holen und dem ganzen ein Ende zu bereiten.
Angst breitete sich in Acye aus. Er wollte nicht sterben, nicht schon wieder und vor allem nicht hier. Auch wenn jede Faser seines Seins sich dagegen sträubte so setzte er doch wieder einmal auf die erfolgreichste Methode in solchen Situationen. „Halt…bitte, warte.“ Seine Lippen taten unglaublich weh beim Sprechen, dennoch gab er sich alle Mühe überzeugend zu wirken. Der Söldner hob jedoch unbeirrt das Schwert vom Boden und schwang es lässig über die Schulter. „…bitte…“ Seine Stimme brach und Verzweiflung machte sich in ihm breit, er wollte nicht sterben.
Der Söldner lächelte grimmig und zögerte den Moment des Zuschlages heraus. Acye war sich sicher, dass es ihm unglaubliche Freude bereitete ihn so fertig zu sehen.
Erst als er zum Schlag ausholte, griff die junge Frau ins Geschehen ein.
„Warte“ Sie legte ihre Hand auf seinen Arm, wonach er diesen mitsamt Schwert senkte. Ihre Augen waren berechnend auf Acye gerichtet. „Was kannst du uns bieten, Kleiner?“
Das erste was er tat war sich mühevoll aufzusetzen. Er wusste, dass sein Leben jetzt nur von seiner Überzeugungskraft abhing. Es wurmte ihn zwar ungemein als „Kleiner“, bezeichnet zu werden, vor allem da sie selbst wohl nur wenige Winter älter als er selbst war, dennoch bewunderte er ihre Fähigkeit sofort den potenziellen Nutzen der Sache zu analysieren. Jetzt kam es vor allem darauf an, glaubwürdig zu wirken und die Wahrheit so zu portionieren, dass es ihm zu Vorteil gereichte.
„Ich kann euch sicher und schnell zum Schloss führen.“
„Das kann ich auch.“ Die Stimme des Mannes hatte einen drohenden Unterton und Acye war sich sicher dass er jede Gelegenheit nutzen würde ihn doch noch umzubringen. Die junge Frau schien ebenso skeptisch zu sein, jedenfalls widersprach sie ihrem Kollegen nicht. „Wir haben den Weg bis hierher auch gut mit der Leucht-Funktion der Spähkreatur geschafft und Leo hat den richtigen Weg für uns gefunden. Warum sollten wir dich also brauchen?“
Acye versuchte ihr mit einem reglosen Gesichtsausdruck zu begegnen um den Wert seiner Aussage nicht zu schmälern. Das erste Mal seit Beginn des Gespräches blickte er ihr direkt in die Augen und stellte diese dann scharf. Er kannte die Wirkung dessen auf die Menschen. Das eisblau seiner Augen fing durch die freigesetzte Magie an zu strahlen. Müdigkeit breitete sich in seinem geschundenen Körper wegen der zusätzlichen Belastung aus, dafür schien das triste Waldstück für ihn jetzt aber klarer als es für einen Mensch sonst möglich wäre. Und auch Soana schien noch ein gutes Stück attraktiver zu werden, wodurch es ihm wirklich schwer fiel einen neutralen Gesichtsausdruck beizubehalten. Diese ihrerseits schien ehrlich überrascht. „Solltet ihr nicht alle tot sein?“
Ein Grinsen zierte für einen Augenblick sein Gesicht. „Ja, sollten.“ Dann besann er sich wieder auf die Ausgangsfrage. Bevor er antwortete unterdrückte er jedoch wieder den Magiefluss in seinen Augen.
„Meine Sehkraft hier liegt um ein wesentlich höheres als die eurige mit dem Späher. Zudem hat die Kreatur nicht mehr allzu lange zu leben.“
Was durchaus der Wahrheit entsprach. Er ließ lediglich weg, dass er keine Ahnung hatte wann der Späher sich auflösen würde und dass das Schloss nur noch wenige hunderte Meter entfernt war. Schließlich wollte er sie davon überzeugen, dass sie ihn brauchten.
Er sah das sie zögerte, selbst der Söldner schien über die Konsequenzen nachzudenken, die sich ergeben würden, wenn sie hier urplötzlich ohne Lichtquelle daständen. Er hatte keinerlei Fackeln bei ihnen gesehen und das obwohl er sie wirklich einige Zeit lang verfolgt hatte. Innerlich lachte er trocken, sein einziger Vorteil war wirklich das Wissen, das er nie hatte erhalten wollen. Hätte er nicht schon selbst mit jenen Kreaturen zusammengearbeitet, ihm wäre die Auflösung selbiger vermutlich ebenfalls noch ein Rätsel. Er sah, dass sie zögerten. Und wurde dann geschockt.
„Das Risiko werden wir wohl eingehen müssen.“
Das Lächeln stahl sich in die Züge des Söldners zurück und Angst in die seinen. Verzweifelt blickte er den Späher an und irgendwie schien es, als würde ihn aus den Tiefen der grotesken Schatten-Kreatur jemand zurück anblicken. Eine kleine Muskelregung war am Maul der Kreatur zu beobachten - man könnte ein Lächeln hineininterpretieren - dann fiepste es erbärmlich und implodierte.
Zwei Augenpaare beobachteten wie sich die glimmenden Überreste des Spähers langsam in dünne Rauchfäden verwandelten. Dann glitt der Blick der Söldnerin wieder auf ihn.
„Dann ist es wohl entschieden.“ Die Stimme Soanas klang gefasst, auch wenn ihr Blick etwas anderes aussagte. Nur sehr wenige Menschen erlebten je eine Selbstauflösung jener Kreaturen.
Mit leicht steifen Bewegungen und unter Kontrolle des Söldners stand Acye auf. Sein Blick weilte noch einen Moment auf der Kreatur und er hörte das klägliche Fiepsen in seinem Kopf wiederhallen. Er nahm sich vor seinem Herrn tausendmal zu danken.
Der Weg zum Schloss war eine einzige Demütigung, aber er ertrug sie. Lieber ließ er sich von einer jungen Frau durch den Wald scheuchen als geköpft in diesem zu liegen.
Es waren nur noch wenige dutzende Meter bis zum Schloss. Der Weg stoppte und die Bäume verschwanden. Eine unangenehme Leere umgab das Schloss, einzig gefüllt durch den Friedhof den er hatte anlegen müssen. Auch ohne das Risiko einzugehen sich umzudrehen, wusste er, dass ihr Blick auf eben jenen verweilen würde. Er fragte sich, ob diese abschreckende Wirkung beabsichtigt war. Oder ob es wirklich nur dem Zweck diente, die Leichen außerhalb des Schlosses zu bringen.


zuletzt bearbeitet 07.02.2011 22:42 | nach oben springen

#2

RE: Kapitel für Leo V2

in Sonstiges 07.02.2011 22:33
von Seralwa | 68 Beiträge

Schließlich kam das Schloss auch für die beiden Söldner in Sichtweite. Was ihn dazu anregte in den beiden keine schlechten Gedanken heranwachsen zu lassen. „Ich führ euch bis zum Thronsaal.“
Als keine Widerrede ertönte, schritt er erleichtert weiter. Mit leichtem Schwung öffnete er die beiden Torbögen die zum Eingangsflur führten. Eine Gestalt erwartete sie bereits.
„Guten Tag die Herrschaften… und natürlich Acye.“ Die Stimme der Kreatur erinnerte nur noch schwach an die eines Menschen. Sowie auch die komplette Erscheinung der Kreatur. Acye vermied es tunlichst die deformierten Gliedmaßen und vor allem das entstellte Gesicht anzusehen. Seit dem er wusste wer jene Gestalt einmal gewesen war, mied er eigentlich jeglichen Kontakt mit ihr.
„Und was bist du jetzt für ne Witzgestalt?“ Die Stimme des Söldners hatte eine unterschwellige Aggression in sich, die Acyes Nackenhaare aufstehen ließ. Der Mann beugte sich hinunter bis er, und vor allem das Schwert das er in seiner rechten Hand schlagbereit hielt, auf Augenhöhe mit der Gestalt war.
Diese setze zu einer leichten Verbeugung an. „M. der Name, freut mich mit solch ehrenwerten Kriegern Bekanntschaft zu machen.“ Bei allem Eckel den er ihm entgegen brachte, musste Acye ihm doch zugestehen, dass er gut darin war Leute auf seine Seite zu ziehen.
„M.? Ist dein Hirn zu klein um sich einen längeren Namen zu merken?“ Der Söldner legte es ganz offensichtlich auf einen Streit an. „Nein, Herr. Leider bin ich nicht in der Lage euch weitere Auskunft über meinen Namen zu geben.“ Er streckte dem jungen Mann vor ihm eine kurze, bläuliche Zunge entgegen. „Der Tyrann hat mir die Zunge versiegelt um das zu verhindern.“
Leicht angewidert wich Leodado von M. zurück. „Tyrann? Du bist auf unserer Seite?“
„Ich fürchte, ich kann euch keine große Hilfe sein, aber, anders als dieser verräterischer Abschaum neben euch, habe ich mich nie dem dunklen Herrn verschrieben.“
Acye ließ die Beleidigung unberührt an sich abprallen, er hatte bereits Schlimmere gehört.
„Wirklich bedauerlich, erinner mich doch nachher noch einmal daran, dich nach deinem Namen zu fragen.“ Ein finsteres Grinsen zierte das Gesicht von Leodado. „Denn wir sind hier um uns den Kopf des Tyrannen zu holen.“
„Dann wünsche ich euch besten Erfolg ehrenwerte Krieger.“ Der Tonfall der Kreatur hatte einen unterschwelligen Hohn in sich, den wohl nur Acye heraushören konnte. Seine beiden Begleiter hörten es anscheinend nicht, denn sie erlaubten ihn unversehrt in die Schatten zurückzukehren. Einen Moment lang erlaubte sich Acye neidisch auf M. zu sein, dann setze er seinen Weg durch den Eingangsflur fort. Die beiden Söldner folgten ihm. Als sich das dunkle, stählerne Tor vor ihnen erhob, stoppte er. Sein Pulsschlag beschleunigte sich. „Öffne es.“ Seine Bewegungen waren stockend als er die großen Torbögen aufstieß. „Geh.“ Die Stimme war direkt hinter ihm. Er schluckte schwer, schritt aber dennoch langsamen Schrittes direkt auf den Tyrannen zu. Der Raum lag komplett im Dunklen. Nur durch die Tür und die wenigen Fenster an der Decke wurde der Raum ein wenig „erhellt“.
Etwa zehn Meter vor dem steinernen Thron in dem hinteren Teil des Saales blieb er stehen. Während er in das amüsierte Gesicht seines Herrn schaute, fragte er sich ob Leodado oder Soana wohl bis zum Thron sehen konnten. Er vermutete, dass sie zumindest ahnten was das gewaltige Gebilde in einem „Thronsaal“ war. Doch das finstere Grinsen des Mannes auf dem Thron sahen sie nicht, da war er sich sicher.
„Na dann, Abschaum..“ Das Flüstern neben seinem Ohr war tödlich. Er schluckte. Die Hand des Söldners fuhr langsam von seiner Taille zur Hüfte. Die Zähne zusammen beißend schloss er die Augen, sich auf das schlimmste vorbereitend. Auch noch mit seiner eigenen Waffe getötet zu werden, wie demütigend. Heute war echt nicht sein Tag.
Er spürte kaum wie der Söldner das Messer aus seinem Gürtel zog. Wie er es an seinen Lenden anlegte jedoch schon. „Das ist dafür, dass du es gewagt hast meine Freundin zu begrabschen.“ Und mit diesen Worten stieß er zu.
Leodado ließ den Körper los und Acye fiel auf die Knie um dann eingerollt ganz umzukippen. Eine kleine Blutlache fing an sich unter ihm auszubreiten.
„Das war nicht nett.“ Die Stimme die aus den Schatten sprach konnte Leodado nicht einordnen. Sie schien weder wütend noch froh, weder alt noch jung. Einfach nur eine feststellende, neutrale Stimme, die dem Raum etwas Unheimliches verlieh. Auch wenn er, bis auf einen bloßen Schattenklotz nichts sah, zog er sein Schwert und stellte sich in Angriffsposition auf. „Er hat euch extra bis hierher geführt und es dafür sogar gewagt sich gegen meinen Befehl zustellen.“ Irgendetwas erhob sich von dem Klotz und bewegte sich auf ihn zu. Er wich zurück, in der Hoffnung die Gestalt in die hellere Zone vor der Tür zu locken. Doch die Gestalt blieb stehen und kniete sich zu dem sterbenden Acye hinunter. Er hörte ein leises Klirren und er meinte ein kurzes Flackern in Bodenhöhe zu sehen. Dann erhob sich die Gestalt wieder. „Steh auf, Ac.“ Das erste Mal war aus der Stimme nun eine Emotion herauszuhören, die er jedoch nur schwer einordnen konnte. Ein zweiter Schatten erhob sich in der Dunkelheit. „Bitte vergebt mir, Herr.“ Die Stimme war unterwürfig, aber anscheinend nicht genug.
Die schemenhafte Gestalt des Tyrannen streckte sich und berührte die neu Erschienene.
„Ich hab dir gesagt wie wichtig es ist, dass heute nichts schief geht, nicht wahr Ac?“
„Ja, Herr.“ Die Stimme hatte jeglichen Klang verloren.
„Dann akzeptiere auch die Konsequenzen deines Handelns.“
„Natürlich, Herr.“
„Gutes Kind…“ Ein Luftzug ertönte und dann ein lauter Knall.
Nur die Silhouette des Tyrannen blieb zurück.
„Und jetzt zu euch“ Begleitet von seiner Ankündigung gingen die magischen Fackeln in den Ecken und die beiden um den Thron herum an. Auch wenn der Raum dadurch nicht taghell wurde, schien es Leodado doch wie eine Erlösung an diesem Tag voller Dunkelheit. Er ließ seinen Blick durch den Saal schweifen. Zwei Ausgänge waren in den Ecken hinter dem Thron eingehauen. Wobei der Großteil der linken Ecke von einem gewaltigen, dunklen Kristall vereinnahmt wurde. Er entdeckte auch Acye wieder, gekrümmt an der gegenüberliegenden Wand des Tyrannen. Dann musterte er den Tyrannen, dann ein zweites Mal. „Soll das ein schlechter Witz sein?!“ Beinahe hätte Leodado wirklich gelacht. Was er da sah konnte einfach nicht wirklich sein. Vor ihm stand ein junger Mann. Komplett in schwarz gekleidet und mit halblangen, braunen Haaren machte er nicht den Eindruck auch nur einer Fliege etwas zu Leide tun zu können.
Selbst das Oberteil das er trug schien ihm zu groß. An vielen Stellen waren Schnallen angebracht worden um den Stoff zu bändigen und dennoch hing es ihm bis zu den Knien. Einzig allein die unzähligen Kristalle, die in anmutigen Linien überall angebracht waren, verliehen ihm ein Reststück ehrerbietiges Aussehen. Doch die Gestalt vor ihm war einfach zu jung um die gesuchte Person zu sein.
„Was ist das für ein Scheiß? Soll ich gegen ein beschissenes Kind kämpfen, weil sich dieser ach so mächtiger Tyrann nicht her traut?!“ Er war sauer, wahrlich sauer. Seit Tagen waren er und Soana jetzt auf den Weg hierher gewesen um dann so etwas vorzufinden. Das konnte doch nicht wahr sein.
„Tut mir wirklich Leid optisch nicht ganz deinen Vorstellungen zu entsprechen. Aber ich kann dir versichern, im Tod wird dich das nicht mehr interessieren.“ Und mit diesen Worten hob er den linken Arm und richtete die Handfläche auf ihn. Noch bevor Leodado sich fragen konnte was jetzt vor sich ging, wurde er schon nach hinten gerissen und von der Druckwelle gegen die Wand geschleudert.
Das erste was Leodado nach seiner kurzen Ohnmacht wieder wahrnahm war Schmerz. Er hatte sich nichts gebrochen, da war er sich sicher, aber der Schmerz war trotzdem unglaublich. Mühevoll kämpfte er sich wieder hoch. Es konnte ja wohl nicht angehen, das ein verdammtes Kind sich hier in seinen Weg stellte und ihn herum schubste. Hustend und leicht gebeugt stand er auf. Sein Schwert in der rechten Hand, die linke stützend an der Wand. Wütend blickte er im Raum umher. Zu seinem Entsetzen entdeckte er den Tyrann neben Soana. Er hatte beide Hände hinter seinem Rücken verschränkt und schien ihr etwas zuzuflüstern. „Lass sie ihn Ruhe!“ Auf einen Schlag war all der Schmerz vergessen und er rannte, Schwert voran, auf ihn zu. Als er nur noch wenige Meter von diesem entfernt war, glitt dieser jedoch mit einer übermenschlichen Geschwindigkeit einige Meter weit zurück.
Leodado keuchte schwer, stellte sich aber trotzdem sofort schützend vor der jungen Söldnerin auf. Diese aber schien wie weggetreten. Ihr Kopf hing leicht nach unten und ihre Augen waren glasig.
„Was hast du verdammter Dreckskerl mit ihr gemacht?!“
„Ich hab sie ausgeschalten damit sie sich nicht einmischt. Ich hasse es Wurfmesser aus mir zu klauben.“
„Du verdammter,…“ Leodado rannte auf ihn zu, doch der Tyrann wich wieder aus. „Warum bist du hier, junger Mann?“ Seine Stimme war sachlich, als wäre es eine Routinefrage. „Um mir deinen Kopf zu holen.“ Ein erneuter Angriff, doch er wich wieder aus. „Und warum?“ Leodado war wütend, was sollte diese dämliche Fragerei. Er sollte endlich stehen bleiben und kämpfen. „Weil 500.000 Gulden auf ihn gesetzt sind!“ Er griff ein weiteres Mal an und dieses Mal wich die kleinere Gestalt erst in der letzten Sekunde aus, dafür aber ein gutes Stück weiter.
„Nur wegen des Geldes? Kein bisschen Du-hast-diesen-oder-jenen-getötet-Rachefeldzug? Wie erbärmlich.“ Und mit diesen Worten zog er ein Schwert aus dem Waffengürtel der unter dem langen Oberteil versteckt war. Die Klinge war weißlich mit schwarzen, dünnen Fäden als Kontrast. „Und ich war schon kurz davor heute Gnade walten zu lassen.“ Genauso schnell wie er vorhin von ihm weg gewichen war, schoss er jetzt auf ihn zu. Leodado musste sich beeilen zu parieren.
Es war seltsam gegen ihn zu kämpfen. Das erste was er bemerkte, war, das der Tyrann wirklich schlecht war. Als hätte er es nie wirklich gelernt mit dem Schwert umzugehen. Trotzdem sah er sich damit konfrontiert die meiste Zeit abzuwehren. Es dauerte einige Minuten Kampf bis ihm klar wurde warum. „Dein Schwert…“, keuchte er. Der Tyrann antwortete ihm mit einem erneuten Schlag, den er nur knapp abwehrte. Doch er hatte erkannt, was vor sich ging, auch ohne die Bestätigung seines Gegners. Sein Gegenüber nannte eines der besten Kristallschwerter sein Eigen. Dieses zeichnete sich durch seine nervige Eigenschaft aus, automatisch zurückzuschlagen, egal wie schlecht der Besitzer war. Damit konnte sein Schwert, ein Kristall-Schwert aus den niedrigeren Reihen, nicht mithalten. Seines war lediglich leichter als es auf Grund seiner gewaltigen Größe sein sollte und verlieh ihm zusätzliche Stärke. Dennoch war er sich sicher seinen Gegner, auch mit diesem Nachteil, besiegen zu können.
Doch da täuschte er sich. Zwar machte der Tyrann viele Fehler, dennoch war er nicht in der Lage diese zu nutzen, da das Schwert diese ausglich. Andererseits schaffte es der Tyrann aber auch nicht ihn ernsthaft zu treffen, dafür war sein Kampfstil einfach zu schlecht. Der Kampf fing an sich in die Länge zu ziehen, was ihn ungeduldig werden ließ. Doch auch sein Gegenüber schien die Dauer zu stören. Seine Bewegungen wurden hektischer, als müsse er es schnell vorbei bringen.
Schließlich entschloss sich Leodado seinen Trumpf zu ziehen. Er holte mit voller Wucht aus und, wie erwartet, ließ sich der Tyrann zurück gleiten. In einer schnellen Handbewegung wechselte Leodado nun sein Schwert in die linke Hand und zog sich den dicken Handschuh an der Rechten aus. Darunter kam ein Geflecht aus schmalen Lederbändern hervor die sich über seinen Unterarm spannten und am Handrücken in einen dünnen Kristall mündeten.
Genau wie er es gelernt hatte, fokussierte er sein Gegenüber und stellte sich dann vor wie Macht durch seinen Arm hindurchfloss und seinen Gegner traf. Ein kleines Blitzgeflecht erhob sich aus seiner Handinnenfläche, weitete sich dann über die Meter zwischen ihm und dem Tyrannen aus und entzündete sich in der Mitte. Das letzte was er von dem Tyrannen sah war ein erstaunter Gesichtsausdruck, dann wurde er in einem Flammenwirbel verschlungen.
Auch wenn er sich sicher war, das die Flammen tödlich waren, rannte er doch vor um der Gestalt sein Schwert durch die Brust zu rammen.
Erst als die Flammen erstarben, die ihm selbst nichts taten, zog er sein Schwert aus der Brust des Mannes und ließ den Körper zu Boden gehen. Einen Moment lang ließ er seinen Blick auf der bewegungslosen Gestalt ruhen an der noch leichte, elektrische Impulse entlang züngelten, dann rannte er zu Soana. „Geht’s dir gut, Soana?“ Die junge Frau war wieder zu sich gekommen, schien aber immer noch leicht neben der Spur. Sie schwankte und er beschloss sie zur Wand zu tragen.
„Was für ein verdammter Tag.“ Die Stimme hatte nicht mehr die Neutralität vom Anfang, eher war eine stille Wut daraus zu hören. Langsam drehte sich Leodado um. Das konnte nicht sein, das durfte nicht sein. Er hatte ihn ganz eindeutig umgebracht. Doch da stand er. Nicht mehr so gerade wie vorher und mit einem großen Loch in der Brust, aber er stand. Langsam legte der Tyrann eine Hand auf die klaffende Wunde. „Scheiße, tut das weh. Ich hätt dich nicht unterschätzen sollen…“ Und dann musste Leodado mit ansehen wie sich die Wunde langsam wieder schloss. Sogar das lange Oberteil schien sich von selbst zu reparieren. Schließlich zeugten nur noch die kaputten Schnallen von der Wunde.
Leodados Hände zitterten und er hätte beinahe sein Schwert fallen gelassen. Das konnte doch nicht wahr sein. Mit stockenden Schritten ging er auf ihn zu, das musste ein Trugbild sein.
„Sher, hilf mir.“ Der Tyrann wich einige Schritte von Leodado zurück. Seine Stimme war nicht mehr als ein Flüstern. Leodado beschloss kein Risiko einzugehen. Ob Trugbild oder nicht, wenn man ihm den Kopf abschlug, hätte sich beides erledigt. Wieder zog er Energie in sich und leitete sie seinem Arm entlang. Dieses Mal viel es ihm bereits wesentlich schwerer, sein Vorrat für heute war wohl schon fast aufgebraucht. Dennoch war das Blitzgefecht genauso groß wie vorher. Leodado machte sich für seinen Angriff bereit, dieses Mal würde er es gleich zu Ende bringen. Doch dann geschah etwas Unerwartetes.
In einem Sekundenbruchteil vor Auftreffen der Attacke erhob sich der Schatten des Tyrannen und legte sich wie ein Schutzschild um ihn. Sowohl Feuer als auch Blitze zeigten keine Wirkung. „Zwei Elementarmagien auf einmal, Junge. Du musst einen guten Meister gehabt haben.“ Die Stimme schien keinen Ursprung zu haben. Sie schien von allen Ecken auf einmal zu ertönen und gleichzeitig von nirgendwo. Leodado schauderte. Die Situation wurde von Minute zu Minute grotesker.
Langsam floss der Schatten von dem Tyrannen ab, sammelte sich in einer dunklen Brühe am Boden und erhob sich dann langsam. Es bildete sich die Gestalt des Tyrannen nach, nur das sie nahezu durchsichtig war. Denn es war ein Gebilde aus Schatten, ausfransend an den Enden und mit Augen die ihn aus der tiefsten Finsternis anzublicken schienen. „Nikhor, warum beendest du diese Farce nicht endlich.“ Der Kopf des Schattens drehte sich langsam zu seinem Ursprung. „Es ist wegen Vic. Er würde jeden magischen Impuls sofort sehen und du weißt, dass er noch immer sauer ist.“
„Das macht wenig Sinn, Nikhor. Aber ich habe nicht vor deine Handlungen in Frage zu stellen.“ Und mit diesen Worten zerfloss die Gestalt wieder, erschien jedoch nicht wieder wie ein natürlicher Schatten hinter seinem Herrn, sondern haftete sich an ihm fest und färbte die Gestalt des Tyrannen dunkler.


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#3

RE: Kapitel für Leo V2

in Sonstiges 07.02.2011 22:34
von Seralwa | 68 Beiträge

„Bringen wir es hinter uns, Söldner“ Nikhor hob sein Schwert und griff dann wieder mit einem Vorstürmangriff an. Leodado wehrte ab. Es fiel ihm schwer sich auf den Kampf zu konzentrieren, aber das brauchte er auch nicht. Die Bewegungen seines Gegners waren so hektisch, das er sie auch ohne volle Konzentration abwehren konnte. Er hatte keine Ahnung was passiert war. Sein Magieangriff schien von diesem Schattengebilde absorbiert worden zu sein, das sich jetzt um seinen Gegner gelegt hatte. Was wohl hieß, dass ein weiterer Magieangriff ebenfalls zum Scheitern verurteilt wäre. Es sei denn er konnte diesen Schatten loswerden. Vorsichtig sah er sich in dem Raum um. Nur wenige Meter entfernt, in der Nähe des gewaltigen Kristalls, stand eine der magischen Fackeln.
Leodado versuchte all seine Wut in die nachfolgenden Schläge zu packen. Sein Ziel war es den Tyrannen in die Nähe der Fackel zu treiben. Und tatsächlich wich dieser zurück. Zwar musste Leodado seine Taktik mit einigen harten Treffern bezahlen, dafür aber hatte er den Tyrannen schon fast wo er ihn haben wollte.
Er führte einen letzten wuchtigen Schlag aus und Nikhor wich direkt in den Lichtkegel der Fackel aus. Leodado benutze sämtliche magische Energiequellen die ihm noch verblieben und schickte sie seinen Arm entlang. Ein gewaltiges, flammendes Blitzgeflecht erhob sich um seinen Arm und strebte dem Tyrannen entgegen. Der Schatten um Nikhor gewann erneut an Konsistenz und erhob sich schützend vor seinen Herrn. Übersah dabei jedoch das reine Blitzgeflecht das jemand verborgen hinter dem Kristall abschickte.
Sowohl Leodados Flammenwirbel als auch seine Blitze wurden von der Schattengestalt absorbiert.
Die Blitze der verborgenen Gestalt trafen jedoch. Mit einem Schmerzenslaut fiel Nikhor zu Boden. Dünne Blitzfäden glitten an seinem Körper hinab und paralysierten ihn.
Leodado der seine Chance gekommen sah, stürmte voran. Er würde nicht zulassen, dass der Tyrann ein weiteres Mal aufstand. Noch im Lauf hob er sein Schwert um Schwung aufzunehmen und ließ es dann mit voller Wucht herab. Wo es von der Spitze eines Speeres aufgefangen wurde.
„Tut mir Leid, Kleiner. Aber Nikhors Kopf gehört mir.“
Leodado taumelte einige Schritte zurück und musterte dann grimmig den neu Aufgetauchten. Dieser stand auf, lehnte den Speer über die Schulter und stellte sich so ins Licht, das es bereits aussah als würde er sich präsentieren. Seine Kleidung war wenig spektakulär. Vorzugsweises dunkles Leder, nichts Metallenes, vom Stil her fast wie die seine, wenn auch etwas extravaganter. Am Gürtel hingen unzählige kleine Taschen, sowie einige schmale Messer. Er trug eine schwarze Lederweste die mit Schnallen enger gestellt wurde. An der rechten Seite endete die Weste bereits am Oberarm. Der Grund dafür fand sich am Unterarm, an dem eine ähnliche Konstruktion befestigt war wie bei ihm. Nur das sie wesentlich abgeschundener aussah. Er trug eine ähnliche Rückentragekonstruktion für den Speer, den Leodado nicht wirklich zuordnen konnte, wie er für sein Schwert. Der Speer hatte die gleiche Farbgebung wie Nikhors Schwert, jedoch hatte Leodado noch nie davon gehört das es Kristall-Speere gab. Zudem war der Schaft des Speeres von einem feinen, rot-pulsierenden Muster umgeben, das nur den Griff ausließ. Die Spitze war mehrmals unterbrochen und ausgeweitet, nur das letzte Stück erinnerte noch an eine herkömmliche Speerspitze. Was Leodado jedoch eher verwunderte war die körperliche Erscheinung des Mannes. Er konnte sein Alter kaum einschätzen. Wie er so dastand mit seinem Grinsen im Gesicht sah er kaum älter aus als er selbst, auf der anderen Seite wirkte er jedoch schon viel, viel älter. Was durch die halblangen, schneeweißen Haare noch verstärkt wurde. Seine äußere Erscheinung passte zu keinem Volk das er kannte und er hatte in seiner Söldner-Laufbahn schon wirklich viele kennengelernt. Die Haut des Mannes schimmerte im Licht in einem leichten Braun-Grün-Ton. Verwirrt ließ er seinen Blick langsam Richtung Gesicht schweifen. Durch das Grinsen sah er leicht spitze Zähne, die ihn etwas an die Shikras im Norden erinnerten. Die Augen des Mannes fixierten ihn und schienen ihn ebenso zu mustern.
„Du fragst dich sicher was ich bin. Da dir die Antwort aber nichts sagen würde, werde ich es dir auch nicht verraten.“ Die Stimme hatte einen natürlichen Befehlston. Ob man wollte oder nicht man wendete sich ihr zu. Sie war zwar nicht unbedingt unsympathisch, dennoch wollte man automatisch einen Schritt zurücktreten. „Es interessiert mich weniger wer oder was du bist sondern was du zwischen mir und meiner Beute zu suchen hast.“ Die Drohung in Leodados Stimme war unverkennbar, sein Blick wendete sich auf den noch immer paralysierten Tyrannen zu. Wen er nicht schnell handelte, war wieder alles umsonst.
Der Fremde befestigte den Speer wieder hinter seinem Rücken und kniete sich dann neben dem Tyrannen nieder. Er blickte in die wütenden Augen und strich dann sanft eine Haarsträhne aus dessen Gesicht. „Obwohl mir die Vorstellung, dass du dir Nikhors Kopf schnappst und damit direkt zu deinem Zwischenhändler marschierst, unglaublichen Spaß bereitet, fürchte ich doch, das ich anderes mit ihm vorhabe.“ Noch immer zuckten kleine elektrische Impulse über Nikhors Körper, doch er fing schon wieder an sich zu regen. Langsam hob sich der Arm des Tyrannen und er packte den Fremden am Kragen. „V-Vic…“ Die Stimme war kaum mehr als ein Flüstern, überbrachte aber dennoch eine gewisse Vorahnung. Ein schneidendes Geräusch ertönte und der Fremde flog gegen die nächste Wand. Noch bevor Leodado reagieren konnte, stand Nikhor schon wieder schwankend auf, das Gesicht vor Wut verzerrt. „Dafür wirst du büßen.“
Ein schallendes Lachen ertönte von der Wand. Etwas wackelig stand Vicer wieder auf. Er holte den Speer wieder hervor und schlenderte dann auf ihn zu. Anscheinend unbeeindruckt von der Attacke gerade eben. Zwei Meter vor ihm blieb er stehen. „Mehr als sonst?“ Der Ton war spotthaft und es schien als wäre das Grinsen des Mannes nur breiter geworden.
Leodado richtete das Schwert in die Mitter der beiden. Er konnte nicht festmachen, wenn er angreifen sollte. Er erntete einen überraschten Blick von Vicer, der den Speer über die Schulter gelegt hatte. „Nur eine Frage bevor wir Ernst werden Nikhor.“ Er ließ den Blick auf die gut ein Kopf kleinere Gestalt des Tyrannen gleiten. „Warum lebt er noch?!“
Nikhor wendete den Blick ab. „Nicht wichtig“
Vicer lachte leise auf. „Lass mich raten.“ Er verlagerte den Speer leicht. „Du dachtest ich würde von eurem kleinen Kampf hier nichts mitbekommen wenn du dich zurückhältst.“
„Warum fragst du, wenn du es sowieso weißt…“ Die Stimme war leise, hatte aber dennoch einen bedrohlichen Unterton.
Vicer brach in schallendes Gelächter aus. „Was hätte ich dafür gegeben dich mit dem Schwert gegen einen wahren Profi kämpfen zu sehen.“ Sein Lachen erstarb nur langsam. „Nur dumm, dass der Junge hier einen stärkeren magischen Impuls ausgesendet hat, als es du es je könntest. Aber wie ich dich kenne hast du das nicht einmal bedacht.“
Nikhor packte das Schwert fester. „Tze, bringen wir´s hinter uns.“
Leodado hatte das Schwert längst wieder gesenkt. Er verstand nicht wirklich was hier vor sich ging. Anscheinend war der neu Aufgetauchte weder Freund noch direkter Feind für ihn. Aber wie es schien hatten sie das gleiche Ziel, weswegen er beschloss sich vorerst nicht einzumischen. Zumindest bis er keine gute Chance witterte. Er wartete gespannt und beobachtete den Kampf der beiden. Vicers Kampfstil war um Längen besser, als der von Nikhor. Vielleicht sogar besser als der seinige, wenn man denn Speer- mit Schwertkampf vergleichen konnte. Vicer setze den Speer effektiv als Verlängerung seines Armes ein und der Effekt des Kristalles spielte ihm noch zu. Er führte den Kampf, konnte den Effekt von Nikhors Schwert leicht umgehen, nutze aber nicht jede Chance zum Zuschlag. Er spielte eher mit ihm, als das er wirklich kämpfte. Was Nikhor durchaus bewusst zu sein schien, zumindest wenn man nach seinem Gesichtsausdruck ging. Dieser wurde von Schlag zu Schlag und Schritt um Schritt den er zurückweichen musste, wütender. Schließlich wurde es ihm zu viel und er setzte wieder eine Druckwelle ein die Vicer einmal quer durch den Raum schleuderte. Doch Nikhor setze ihm nicht nach, sondern blieb keuchend und auf sein Schwert gestützt stehen. Leodado sah seine Chance gekommen. Er packte den Schwertgriff fester und rannte dann auf ihn zu. Der Tyrann sah nicht einmal auf. Doch er kam nicht dazu ihn anzugreifen. Nur noch einen Schritt von ihm entfernt, wurde er von Vicer weggetreten. „Das war jetzt das zweite Mal, Kleiner. Ich würde dir raten es kein weiteres Mal zu probieren.“
Leodado rieb sich die schmerzende Brust. Diese Situation gewann zunehmend an Absurdität. Warum verteidigte er den Tyrann?
„Geht’s wieder Nikhor. Kannst du weitermachen oder brauchst du noch ein Päuschen?“ Vicer hatte einen spotthaften Ton angenommen. „Halt…die Klappe“ Nikhor keuchte noch immer, schaffte es aber gerade noch so den Angriff abzuwehren. „Du hättest dir wirklich die Zeit nehmen können, zu lernen mit dem Schwert umzugehen.“ Nikhor antwortete nicht auf die Provokation.
„Statt aus lausigen Gründen ein Dorf auszulöschen, hättest du dich wirklich in die nächstbeste Schwertschule verziehen und da die nächsten Jahrzehnte verbringen können. Vielleicht hättest du dann wenigstens die Grundlagen verstanden.“ Vicer provozierte weiter und diesmal schien er Erfolg zu haben. „Nur Versager müssen sich auf eine Waffe verlassen.“ Er wehrte einen weiteren Schlag ab, taumelte jedoch dabei. Vicer nutzte die Chance um ihm mit einem schnellen Schlag die Schulter zu durchbohren. Nikhor ließ das Schwert fallen und taumelte stöhnend zurück. Dann sank er auf die Knie herab und presste eine Hand auf die blutende Wunde. Vicer nutze die Gelegenheit sich das Schwert anzueignen. Er steckte den Speer, dessen rote Linien angefangen hatten im Takt zu pulsieren, beiseite und fing an seine Beute zu begutachteten.
Leodado sah seine Chance gekommen. Mit leisen Schritten machte er einen Bogen um den vertieften Vicer und beschleunigte dann zu Nikhor. Er traf, verfehlte jedoch die beabsichtigte Wirkung und fügte nur eine schwere Fleischwunde zu. Einen Sekundenbruchteil später flog er wieder gegen die Wand.
Seine Knochen knacksten, blieben aber ganz. Vicer ließ verärgert das Schwert fallen und zog wieder den Speer. Dann schlenderte er ruhig, aber mit eindeutiger Absicht auf Leodado zu. Im Hintergrund rappelte sich Nikhor wieder auf um sein Schwert einzusammeln, beide Wunden waren bereits verheilt.
„Das war jetzt das dritte Mal, Kind. Ich denke meine Warnung war eindeutig genug.“
Leodado rappelte sich auf und packte das Schwert fester. Auch wenn sein ganzer Körper schmerzte, so würde er sich dennoch nicht einfach umbringen lassen. Entschlossen ging er ihm entgegen. „Denkst du, du hättest auch nur die geringste Chance? Wie süß.“
Leodado reagierte nicht, er würde sich nicht auf die Provokation einlassen. Dafür war er zu gut ausgebildet worden. „Wenn du es schaffst ihn umzubringen, Söldner…“ Der Tyrann hatte sich zu dem steinernen Thron zurückbegeben und seine Füße über eine der Lehnen gestreckt. Sein Blick war auf einen schwarzen Klumpen gerichtet den er immer wieder auffing und hochschmiss. „…dann gewähr ich dir einen schmerzlosen Tod, auch wenn du ihn nicht verdient hast.“ Leodado ließ seinen Blick nur kurz über ihn gleiten und verkniff sich seine Antwort. Es war wichtiger sich auf das vorliegende Problem zu konzentrieren.
Das erste was Leodado bemerkte war das Vicer schnell war. Schneller als jeder gegen den er je gekämpft hatte. Es fiel ihm schwer schnell genug zu parieren und den meisten Attacken war sein Gegner bereits ausgewichen bevor er ihm überhaupt nahe kam. Dennoch traf Vicer ihn kein einziges Mal. Denn er war zwar langsam, dafür bot ihm die Größe seines Schwertes aber zusätzliche Abwehr. Vicers Miene war regungslos, dennoch war er sich sicher dass er sauer war, ihn trotz seines Getöses nicht längst besiegt zu haben. Was Leodado zusätzlichen Auftrieb verlieh. Trotzdem befanden sie sich in einer Patt-Situation die langsam zu Vicers Vorteil wurde. Der letzte Zusammenstoß mit der Wand hatte ihm nicht gut bekommen. Seine Arme fingen an zu schmerzen und es fiel ihm schwerer zu parieren. Da kam ihm unerwartete Hilfe zuteil. Ein schwarzer Klumpen traf Vicer am Rücken und verwandelte sich dort in eine kleine Echse die ihm übers Gesicht lief. Leodado dachte nicht lange nach sondern stieß zu.
Er zog das Schwert wieder aus Vicers Brust, doch dieser fiel nicht. Einen Moment blieben sie beide regungslos, dann packte Vicer die Echse, schmiss sie auf den Boden und tötete sie dort mit seinem Speer. Ohne ihn oder die qualmenden Überreste der Echse auch nur noch ein einziges Mal anzusehen, wandte er sich um und ging auf Nikhor zu. Dieser hatte einen neuen Klumpen geformt, beobachtete aber trotzdem finster grinsend wie sich Vicer näherte. Der empört auf das schmale Loch in seiner Brust zeigte. „Das war gegen jegliche Fairness, heil mich.“
Einen Moment war alles still. Nikhor unterbrach sein Werfen um ihn einen Augenblick zu mustern. Vicer blickte ihn fordernd an und Leodado war auf beide Knie gesunken um an der Realität zu zweifeln. Dann holte Nikhor aus und warf ihm den Klumpen ins Gesicht, wo er sich erneut in eine Echse verwandelte. „Vergiss es.“
Vicer klaubte die Echse aus seinem Gesicht. „Söldner, ich habe meine Meinung geändert. Es wäre mir eine unglaubliche Freude dir bei deinem Vorhaben zu helfen.“
Soena konnte sich nicht Recht daran erinnern was passiert war. Das letzte was sie bewusst wahrgenommen hatte war ein „Verzeih, junges Fräulein“ von diesem Jungen. Alles andere danach war von einem Nebel umgeben der aber nicht unangenehm gewesen war. Ein bisschen wie Schlaf, nur bewusster. Sie erinnerte sich daran, dass Leodado sie zur Wand getragen hatte und dann wieder aus ihrem Blickfeld verschwunden war. Erst langsam dämmerte ihr, dass etwas passiert sein musste. Langsam kam ihr Gehör zurück und sie hörte Klirren und Gesprächsfetzen, konnte beides jedoch nicht einordnen. Denn ihr Blickfeld bestand noch immer nur aus einem schmalen Streifen Boden. Auch ihre Gedanken gingen träge, als wäre ihr Hirn in Watte gepackt. Jedoch war ihr dieses Gefühl sympathisch, was sie sich selbst nicht erklären konnte. Es war wie ein sanftes dahin dösen an einem freien Tag. Eine schrille Stimme im Hintergrund ihres Kopfes herrschte sie an aufzustehen und zu kämpfen. Doch da war auch eine andere, sanftere Stimme.
Du musst nicht kämpfen. Alles ist in Ordnung.
Vicers und Leodados Bemühen waren von keinem Erfolg gekrönt. Zwar waren sie beide Nikhors Schwertkampf um Welten überlegen, doch ihnen fehlte die Geschwindigkeit um ihren Vorteil auszunutzen. Vicer hatte durch seine Verletzung viel an Geschwindigkeit verloren, ebenso wie Leodado. Nikhors Geschwindigkeit war dagegen noch immer ungebrochen.
Als Nikhor sich wieder einmal weit von ihnen weggeglitten hatte, stoppten sie keuchend. „Das hat so keinen Sinn, wir müssen etwas gegen seine Geschwindigkeit tun.“ Leodado war auf sein Schwert gebeugt. Sein Rücken brannte vor Schmerz und seine Arme wurden zunehmend taub. „Ich weiß. Wir müssen unsere Vorteile besser nutzen und vor allem seine Nachteile besser gegen ihn stellen.“ Auch Vicer war auf seinen Speer gebeugt und keuchte, jedoch behielt er Nikhor dabei fest im Blick. Der keinerlei Anstalten machte zu einem Gegenschlag auszuholen. „Dann sag mir was ich tun soll und ich werd´s tun. Hauptsache dieser Bastard stirbt endlich.“ Vicer schien zu zögern, sein Blick glitt kurz durch den Raum. Mit gesenkter Stimme antwortete er dann jedoch trotzdem. „Das wichtigste ist erst einmal, dass du weißt warum er so schnell ist. Es ist an sich relativ simpel wenn man seine Lieblingsattacke kennt.“ „Diese Druckwellen?“ „Genau.“ Er fokussierte wieder Nikhor, der noch immer unbewegt dastand. „Schwer vereinfacht gesagt benutzt er sie einfach auf sich selbst um sich dadurch fortzubewegen.“ „Und was bringt uns diese Erkenntnis?“ Leodados Atem hatte sich wieder beruhigt. „Dadurch hat er den entscheidenden Nachteil, dass er eine festvorgegebene und leicht sichtbare Richtung hat.“ „Gut zu wissen, aber solang wir selber nicht schneller werden bringt uns das auch nichts.“ Vicer überlegte kurz, dann musterte er ihn. „Gib mir deine Hand.“ Mit einem kurzen Zögern reichte er sie ihm. Vicer nahm sie kurz in seine Hände und schloss dann seine Augen. „Was zum…!“ Einen Moment war Leodado geschockt, dann fing er an zu lachen und seine Arme zu beugen. Die Schmerzen waren verschwunden und an ihre Stelle nur Frische getreten. „Hör gut zu. Ich habe dich nicht geheilt wie er es könnte, sondern lediglich deinen Körper getäuscht. Du wirst die nächsten Stunden keinen Schmerz empfinden, aber werd nicht übermütig damit.“ Einen Moment lang blickte er ihn verdutzt an, dann musterte er seine Arme. Tatsächlich waren die unzähligen Schnittwunden noch unverändert da. Vorsichtig drückte er dagegen. Zwar spürte er den Druck, der Schmerz blieb jedoch aus. „Ich werd’s mir merken. Trotzdem, vielen Dank.“ Vicer grinste kurz. „Dadurch sollten wir wesentlich schneller sein. Es gibt da eine Taktik mit der wir…“ Er brach seinen Satz ab als er bemerkte was Nikhor tat. Prüfend sah sich Vicer erneut im Raum um und fand seine Vermutung bestätigt.
„Duck dich!“ Vicer wusste was nun kommen würde, zu oft hatte er es selbst mit angesehen und zu oft selbst gespürt. Nikhors Züge verhärteten sich, doch Leodado stand noch immer unverändert und wie verträumt da. Vicer packte ihn am Kopf und drückte ihn nach unten. Einen Sekundenbruchteil später wurde er mit solcher Wucht gegen die Wand geworfen das einige der Steine an dieser zerbrachen. Zusammen mit einigen seiner Knochen.


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#4

RE: Kapitel für Leo V2

in Sonstiges 07.02.2011 22:35
von Seralwa | 68 Beiträge

„Vicer!“ Leodado war wieder aufgestanden und hatte sich zu ihm umgedreht, unternahm jedoch nichts um ihm zu helfen. Nikhor stand unverändert neben dem Kristall, grinste jedoch hämisch. Vicer versuchte sich aufzurappeln, was jedoch daran scheiterte das beide Beine zu beschädigt waren. Auch sein Arm war nahezu unbrauchbar. Nur seinen Kopf hatte er, in weiser Voraussicht, diesmal geschützt. Mit der noch heilen Hand suchte er die Täschchen an seinem Gürtel ab. Er versuchte ruhig und konzentriert vorzugehen, auch wenn Nikhor sich langsam auf ihn zu bewegte. Schließlich fand er das gesuchte. Hektisch zog er ein schmales Fläschchen heraus. Ihr Inhalt war von einem satten Blau-Ton, flimmerte jedoch leicht. Gekonnt entfernte er den Korken mit Daumen und Zeigefinger und leerte das Fläschchen auf einen Zug. Kälte breitete sich in seinem Körper aus und er spürte wie sich sein Schmerzblocker langsam auflöste. Er biss die Zähne zusammen und fing an sich zu krümmen als die Welle des Schmerzes ihn mitriss. Jedoch währte dieser Zustand nicht lange. Langsam fingen seine Wunden an zu heilen. Wenige Minuten später stand er auf, blockte seinen Körper wieder gegen Schmerzen ab und ließ das Fläschchen fallen. Dann schlenderte er zurück zu Leodado als ob nichts gewesen wäre. Dieser war jetzt nur noch wenige Meter von Nikhor entfernt, der sich wieder in einen Schleier aus Neutralität gehüllt hatte. „Ich freue mich auf den Tag an dem dir Tjer wegstirbt.“ Tatsächlich war seine Stimme wieder nahezu emotionslos. Vicer lächelte leicht und hob den fallengelassenen Speer auf. „Ich werde ihn vorher zwingen mir einen Vorrat zu brauen der Jahrtausende überdauern wird.“ Er lachte leise.
„Klar. Als ob er das könnte.“ Nikhor zog wieder sein Schwert und ging in Angriffsposition.
Das Blatt hatte sich klar gewendet. Sowohl Vicer als auch Leodado hatten ihre ursprüngliche Geschwindigkeit zurück. Zudem fiel es Leodado, dank des Wissens um den Ursprung von Nikhors Geschwindigkeit, nun wesentlich leichter dem heranstürmenden Nikhor auszuweichen und ihn sogar für Vicer in die richtige Richtung zu treiben. Dennoch landeten sie keinen fatalen Treffer. Zwar gelang es ihnen ihn zu verwunden, doch die Wunden verheilten wenige Momente später bereits wieder. Zudem setze er nun vermehrt Druckwellen gegen ihn ein, denen er nur schwer ausweichen konnte. Sie waren erneut in einer verdammten Patt-Situation angekommen. Egal wie viele Chancen sie nutzen, es reichte doch nicht aus. Bis Vicer beschloss seine Taktik zu ändern.
Leodado war sich im Unklaren darüber, wie Vicer darauf kam, das Nikhor Acye beschützen würde. Er hatte zwischen den beiden keine große Sympathie feststellen können. Eher noch das Gegenteil. Weswegen es ihn verwunderte, dass Vicers Taktik so grandios aufging.
Das erste was Vicer tat, war Leodado unbewusst in seine Ausgangslage zu setzen. Dann geschah alles relativ schnell. Gut ein dutzend Meter entfernt richtete er seinen Arm auf Acye. Ein dünnes Armband, das Leodado zuvor nicht einmal aufgefallen war, fing an zu glühen und abzubröckeln. Eine gewaltige Heerscharr an Blitzen raste auf den noch immer bewusstlosen Acye zu. Und wider allen Erwartens stellte sich Nikhor tatsächlich in den Weg um es abzublocken.
Mindestens die Hälfte der Energie wurde von seinem Schatten absorbiert, ein weiterer Bruchteil glitt von ihm ab und zischte knapp neben Leodado gegen die Wand. Doch selbst der kümmerliche Rest reichte aus um Nikhor in die Knie zu zwingen. Er war blutüberströmt, unfähig sich zu bewegen und, soweit es Leodado beurteilen konnte, auch bewusstlos. Er sah seine Chance gekommen. Ohne zu zögern rannte er auf ihn zu und holte aus.
Wenige Millimeter vorher wurde seine Klinge jedoch abgehalten und zurückgeschleudert. Aus der knieenden Gestalt des Tyrannen erwuchs langsam ein Schattengebilde. Jedoch hatte es nicht mehr die Form des Tyrannen sondern bestand nur noch aus einer ausfransenden Gestalt, die nur noch ungefähre Ähnlichkeiten mit einem Menschen hatte. Es stellte sich schützend vor seinen Herrn, sein Blick war, soweit man das beurteilen konnte, grimmig. „Du hast zu viel gespielt Vicer. Seine Wut kennt keine Grenzen.“ Vicer steckte seinen Speer weg und trat näher. Den stöhnenden Leodado ignorierte er. „Übertreib´s mal nicht Sher. Er ist selber Schuld.“ Er versuchte seine Stimme fest klingen zu lassen, doch es gelang ihm nicht ganz. Der Schatten schüttelte nur leicht den Kopf. „Du weißt nie wo deine Grenzen sind Vicer und genau das wird er dir zu spüren geben.“ Vicer ballte seine Hände zu Fäusten. „Dann soll er es tun. Ich hab keine Angst vor ihm!“ Vicers Stimme zitterte. Für Leodado war nicht festzustellen ob aus Angst oder Wut. „Oh doch, das hast du…“ Noch bevor Vicer antworten konnte, verschwand der Schatten wieder in seinem Herrn. Vicer wich einen Schritt zurück. Schwarze Energiefäden ergossen sich aus dem Kristall und flossen auf den Tyrannen zu. Leodado saß wie versteinert da und beobachtete das Spektakel. Auch Vicer stockte für einen Moment. Er war fähig weit mehr als nur die stärksten, dunklen Energiefäden zusehen. Die ganze Energie des Raumes fing an sich in die Richtung des Tyrannen zu bewegen. Langsam bildete sich wieder ein Schatten hinter dem Tyrannen und das Spektakel kam zum Ende. „Leodado, beweg deinen verdammten Hintern und mach das du von ihm wegkommst.“ Leodado zögerte einige Momente und starrte zuerst ihn und dann Nikhor an. Doch der überraschende Ernst in Vicers Stimme hatte ihn wohl überzeugt. Hastig richtete er sich auf und rannte zu Soana.
Vicer zog wieder seinen Speer. „Du bist also sauer.“
Nikhor antwortete ihm nicht. Schweigend packte er das Schwert zurück. Dann rückte er die Schnallen an seinem Oberteil so um, das sein bloßer Unterarm sichtbar wurde. Vicer packte seinen Speer wieder weg. Das Gesicht vor Wut verzerrt. Kaum sichtbare weiße Flammen züngelten am bloßen Unterarm des Tyrannen hinauf. Langsam wurden sie kräftiger, bekamen feine, blaue Umrisse und schwächten sich dann wieder ab. „Du willst also dreckig spielen…“ Wütend packte Vicer das Gestell an seinem rechten Arm und begann es zu lösen. Er ließ es auf den Boden fallen und auch sein Arm wurde von weißen Flammen umgeben. „..dann lass uns dreckig spielen.“
Es war ein Kampf auf einer gänzlich neuen Ebene. Leodado der damit beschäftigt war sich um Soana zu kümmern, bekam nur wenig davon mit. Beide waren sie schnell, schneller als all die Zeit zuvor wie ihm schien. Und beide waren sie unglaublich konzentriert. Er selbst sah nur ein schwaches Flackern am Arm der beiden, aber durch das Verhalten der beiden hatte er bereits mitgekommen, dass mehr dahinter stecken musste. Beide schienen sie eine Berührung auf jeden Fall vermeiden zu wollen.
Es war Vicer der zuerst traf. Mehr ein Glückstreffer, als aufgehende Taktik. Ein Schlag der eigentlich ins Leere gegangen wäre, traf den Tyrann beim zurückweichen. Mit einem Aufschrei ging er zu Boden. Er rappelte sich jedoch sofort wieder auf, denn Vicer zögerte nicht lange sondern setze ihm nach. Nikhor zuckte und zitterte, sein ganzer Körper war in Aufruhr. Er büßte einiges an Geschwindigkeit ein und es fiel ihm schwer weiterhin mit seinen Druckwellen in die richtige Richtung zu steuern. Er versuchte auszuweichen bis sich sein Körper wieder erholt hatte. Was jedoch misslang. Vicer der seine Chance gekommen sah, schaffte es weitere Treffer zu landen. Doch Nikhor fiel nicht. Zwar bereiteten ihm die Treffer unglaubliche Schmerzen zu und schädigten seinen Körper, doch töten konnten sie ihn nicht. Schließlich war es Vicer der einen Fehler machte indem er Nikhors verbliebende Geschwindigkeit unterschätzte. Der Tyrann schaffte es zu kontern und ihn mit einem direkten Schlag zu treffen. Vicer ging zu Boden. Sein Versuch sich wieder aufzurappeln scheiterte. Nikhor drückte ihn mit seiner flammenden Hand zu Boden und nagelte ihn fest.
Sowohl für den Schmerz gepeinigten Vicer unter ihm, als auch für das Söldnerpaar war die wahre Tat Nikhors jedoch unsichtbar, denn sie spielte sich auf einer für sie nicht sichtbaren Ebene ab.
Nikhor löste sich von Vicer. Langsam stand er auf und krempelte sein Oberteil zurück. Er wich einen Schritt zurück um den krampfenden und keuchenden Mann zu beobachten, dann ließ er seinen Blick durch den Raum gleiten. Wobei er an das junge Söldnerpaar erinnert wurde, das ihn finster fixierte. Er beschloss dem Ganzen ein schnelles Ende zu bereiten. Ihm fehlte wahrlich die Lust einen weiteren Kampf zu bestreiten. Langsam glitten seine Finger über die Armbänder die verborgen an seiner linken Hand hingen. Er las die alten Einkerbungen die die Wirkung beschrieben. Schließlich fand er etwas Passendes. Er richtete die Hand auf die beiden und versuchte zu zielen. Sie bewegten sich nicht, was ihm gerade Recht war. Der ausgewählte Zauber hinterließ am wenigsten Unrat, wenn das Ziel stillstand.
Ein Ruck an seinem Hosenbein ließ ihn innehalten. Vicer keuchte noch immer leicht und er schaffte es auch nur ein Auge halb zu öffnen, dennoch ließ er nicht locker. „Hat es dir nicht gereicht?“ Nikhors Stimme war leise und drohend. Er hatte keine Lust mehr auf Unterbrechungen. Dennoch feuerte er nicht gleich ab, sondern wartete bis sich die schwankende Gestalt vollständig erhoben hatte. Was einiges an Zeit kostete. Auch als er stand schwankte er noch leicht und wäre beinahe umgekippt. „Was ist jetzt?“ Er wollte nicht weiter kämpfen, aber er wusste, dass er keine andere Wahl hätte, wenn sich Vicer dafür entscheiden würde ihn weiter anzugreifen.
Dieser aber legte nur langsam seine Hand auf Nikhors Schulter. Welcher zwar kurz zusammenzuckte, es aber geschehen ließ. Dann blickte er ihm direkt in die Augen. Er musste nichts sagen. Sie kannten sich seit so vielen Jahrhunderten, dass ein einziger anklagender Blick ausreichte.
Nikhor konnte nicht wegsehen. Vicers Blick war eine Mischung aus Wut und Enttäuschung. Wobei die Enttäuschung überwiegte. Sie hatten sich versprochen solche Attacken aus ihren Kämpfen fernzuhalten, dennoch hatte er es wieder getan.
„Ich musste dich an deine eigene Sterblichkeit erinnern.“ Nikhors Stimme war sanfter geworden, aber auch selbstzweifelnder. „Du hast keinen Respekt vor dem Leben Anderer.“ Vicer schwieg, doch nur sein Blick allein sorgte weiter dafür, dass er sich schlecht fühlte. Schuldig fühlte. Auch er schwieg und es wurde totenstill im Raum. Nicht einmal die beiden Söldner wagten es sich einzumischen Erst als es unerträglich für ihn wurde, wendete er sich ab. „Es tut mir Leid, okay?“ Seine Stimme war gepresst. „Was willst du?“ Er weigerte sich ihn ein weiteres Mal anzusehen. Vicer beugte sich vor bis sein Mund neben seinem Ohr war. „Ich will das Leben der Beiden.“
Nikhor wich nicht zurück, obwohl der gut einen Kopf größere Körper schwer auf seiner Schulter lastete. „Noch etwas?“. „Ich will mir Acye dafür leihen.“ Nikhor unterdrückte den Impuls sofort Nein zu sagen. Letztlich durfte er sich alles wünschen, das war die stillschweigende Abmachung zwischen ihnen, seit sie die Prozedur das erste Mal vollzogen hatten. Dennoch blieb er zurückhaltend mit der Zusage. „Warum?“
„Ein Wunsch ist ein Wunsch, Nikhor“ Auch wenn er sein Gesicht nicht sah, so war er sich sicher, dass er lächelte. „Antworte mir, Vic. Oder du bekommst ihn so zerknautscht wie er jetzt da liegt.“
Vicer seufzte und stieß sich dann von ihm ab. „Weil ich ihn mag!“
„Du hast ein Inferno auf ihn geschleudert!“ Vicer grinste. „Nur weil ich wusste, dass du ihn retten würdest.“ Nikhors Blick blieb skeptisch. Er wusste, dass ihr Abkommen so oder so nur ein Schauspiel war. Vicer reagierte sehr empfindlich auf seine eigene Sterblichkeit und so würde es weit mehr als nur ein solch kleines Zugeständnis brauchen um ihn wieder milde zu stimmen, vor allem da er bereits sauer angekommen war. Doch Nikhor war froh, dass er jetzt keine Szene veranstaltete. Er wollte die Angelegenheit mit den Söldnern zu Ende bringen, bevor er versuchen wollte sich angemessen bei ihm zu entschuldigen.
Leicht ungeduldig zeigte Vicer auf den noch immer bewusstlosen Acye. „Mach dich an die Arbeit, nicht jeder hat soviel Zeit wie du.“ Nikhor widerstand der Versuchung zurück zu provozieren. Er hatte nicht einmal mehr Lust sich mündlich zu duellieren.
Er kniete sich neben den bewusstlosen Acye. Langsam ließ er Energie durch sich hindurch in seinen Körper fließen. Es hatte den jungen Mann schlimmer erwischt als beabsichtigt. Anscheinend hatte er sein Gewicht überschätzt. „Ac, wach auf.“ Er widerstand der Versuchung ihn zu schütteln oder ihm eine Kreatur auf den Hals zu hetzen. Jedenfalls für einen kurzen Moment. Nikhor packte ihn an der Schulter. Doch sein Diener schlug bereits von selbst die Augen auf. „H-Herr?“ Die Stimme war gebrochen, anscheinend hatte er einen guten Teil der letzten Stunden vergessen. „Vielleicht erklär ich´s dir später. Das wichtigste für dich jetzt ist: Tu was Vicer dir sagt!“ Nikhor erhob sich wieder, blieb jedoch noch einen Moment vor ihm stehen. Langsam breitete sich Erkenntnis gefolgt von Panik in seinen Zügen aus. „V-Vicer?“ Seine Stimme drückte echte Angst aus. Doch Nikhor hatte sich bereits zum gehen abgewandt. Für ihn war der Tag gelaufen. Mit einem letzten Seufzer schlich er zu seinem Thron zurück und machte es sich in diesem bequem. Auch wenn er todmüde war, er würde Vicer nicht allein in seinem Schloss lassen. Vor allem nicht, wenn dieser noch immer sauer auf ihn war.
Ein sanftes Flüstern weckte Soanas Aufmerksamkeit. Noch immer war ihr Kopf wie in Watte gepackt und noch immer war da diese einschläfernde Stimme im Hintergrund. Dennoch drang diese neue Stimme zu ihr durch. Es dauerte bis sie sie wiedererkannte. Es war die von Leodado.
Doch sie konnte ihm nicht antworten, so sehr sie auch wollte. Die Stimme im Hintergrund wurde jetzt drängender und es fiel ihr schwer auch nur noch einen einzigen klaren Gedanken zu fassen. Doch auch die Stimme des Söldners gewann an Drang hinzu und schließlich gewann sie.
Unbeholfen schlug sie die Augen auf. „L-Leo?“ Ihre Stimme war matt und müde. Leodado riss sie an sich und umarmte sie. „Du bist wieder da, zum Glück.“ Aus seiner Stimme klang wahre Erleichterung und sie fühlte sich wohl in seiner Umarmung. Nur langsam ließ er wieder von ihr ab und erlaubte ihr so sich im Raum umzusehen. Wobei sie bemerkte, dass die Stimme sie angelogen hatte. Sie würde kämpfen müssen.


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#5

RE: Kapitel für Leo V2

in Sonstiges 07.02.2011 22:35
von Seralwa | 68 Beiträge

Acye rappelte sich mühevoll auf. Seine Brust krampfte sich schmerzhaft zusammen kaum, dass er zu der weißhaarigen Gestalt hinüber sah. Doch er wagte es nicht langsamer zu werden, während er auf ihn zuging. Denn er wusste, dass sowohl Vicers als auch Nikhors Blick auf ihm lag.
„So sieht man sich wieder, Acye.“ Vicer grinste, und obwohl es auf den ersten Blick freundlich wirkte, schürte es doch sofort Angst in ihm. Er schluckte, brachte jedoch nicht den Mut auf zu antworten. „Ich schuld dir was, Kleiner. Deswegen dachte ich mir, erteil ich dir eine Grundlektion im Überzeugen von Leuten.“ Acye zögerte, riss sich dann aber trotzdem zusammen. „Schulden?“ Vicers Grinsen wurde breiter. „Du weißt doch, unsere letzte Begegnung. Als ich dir das Genick gebrochen habe und dich durch den Wald geschliffen habe. Auch wenn ich es nicht bereue, will ich dir doch etwas dafür zurückgeben. Etwas, dass du sicher noch im Leben gebrauchen kannst.“
Acye glaubte ihm kein Wort. Dennoch war er froh, dass er zumindest so tat als wolle er ihn nicht in den sicheren Tod schicken. „Und wofür brauchst du mich dann im Kampfgeschehen?“ Als ihm bewusst wurde, was er gerade gesagt hatte, zuckte er zusammen. Er war damit beschäftigt gewesen sein verloren gegangenes Messer auf dem Boden zu suchen und hatte nicht auf seine Wortwahl geachtet. Auch Vicer wirkte überrascht. Lachte dann jedoch leise. „Tu einfach wofür du ausgebildet wurdest.“ Acye hatte das Messer gefunden, merkte sich die Position aber vorerst nur. Dann ließ er seinen Blick auf ihre Gegner gleiten. Beide waren sie aufgestanden, aber noch nicht näher gekommen. Es schien als würden auch sie sich besprechen. Jedoch konnte er nichts hören, das Knistern der Flammen hinter ihm übertönte sämtliches, eventuell vorhandenes Geflüster. „Ich meuchle die Frau also während du den Mann ablenkst?“ Seine Stimme war ernst. Dennoch lachte Vicer laut auf. Dann senkte er wieder die Stimme und wurde Ernst. „Halt mir das Mädchen vom Leib während ich gegen den Söldner kämpfe. Aber verletz sie nicht. Ich will keine Racheaktion lostreten. Verstanden?!“ Der letze Teil hatte etwas Drohendes und Acye antwortete nahezu automatisch. „Verstanden.“
„Dann kann´s ja losgehen.“
Vicer trat Leodado lächelnd gegenüber. Dieser war jedoch weniger entzückt. Ungeachtet des Gegners vor ihm warf er einen Blick über die Schulter zurück zu Soana. Diese hatte sich Acye gegenübergestellt. Wobei Acye zwischenzeitlich sein Messer wieder aufgehoben hatte und zudem einen kleineren Dolch gezogen hatte. Soana musterte den Gegner vor sich und nickte Leodado dann zu. Sie war bereit, er musste ihnen nicht mehr Zeit erkaufen.
Ihr Kampf unterschied sich nur gering vom vorherigen. Leodado war zwar verletzt, durch den Schmerzblocker von Vicer behinderte das seine Kampfweise jedoch kaum. Vicers Wunden waren verheilt und den Schaden von Nikhors Angriff schien er größtenteils wieder weggesteckt zu haben. Dennoch war er nicht mehr ganz so schnell wie vorher. Was auch Leodado bemerkte. „Na, gibst du jetzt schon auf?“ Leodado hoffte darauf, dass er sich provozieren lassen würde. Das würde Fehler geradezu heraufbeschwören. Doch Vicer lächelte nur. „Ich hab euch nicht gerettet um euch gleich wieder umzubringen.“ Er schwang seinen Speer und Leodado konnte nur knapp ausweichen. „Versuch lieber nichtdirekt getroffen zu werden. In den Speer wurde ein Fluch gebannt, der deine Wunden niemals heilen lassen wird.“ Wieder stach er zu und auch diesmal fiel es Leodado schwer auszuweichen. Die missende Geschwindigkeit von eben war wie vergessen. Leodados Laune sank. „Und in dieses Schwert…“ Leodado nahm Anlauf um dann mit voller Wucht zuschlagen zu können. „…wurde die Fähigkeit gebannt dir den Kopf abzuschlagen.“ Vicer blockte mit seinem Speer, taumelte jedoch zurück. „Würde sich das überhaupt lohnen für dich?“ Vicer lachte trocken auf. Er kannte genug Söldner um sich der Wahrheit hinter seiner Aussage bewusst zu sein. Leodado griff wieder an, langsamer aber diesmal. Er dachte wirklich darüber nach. Doch er scheiterte am Abgleichen der bekannten Fahndungsplakate mit dem Gesicht seines Gegners. „Wie viel ist auf deinen Kopf ausgesetzt?“ Vicer wich aus und ließ sich wieder ein paar Schritte zurückdrängen. Blieb dann jedoch ehrlich überrascht stehen. „Gehört es mittlerweise zum guten Umgangston so etwas zu wissen?“ Leodado attackierte den stehenden Vicer, schaffte es jedoch wieder nicht einen Treffer zu landen. „Fahndungsname und Lebensort?“ Auch wenn er sich bereits entschieden hatte so oder so bis zum bitteren Ende zu kämpfen interessierte es ihn jetzt doch. Er stoppte ebenfalls kurz um wieder zu Atem zu kommen. Vicer zögerte kurz, entschied sich dann jedoch trotzdem die Pause hinzunehmen und ihm zu antworten. „Vicer von Darnes, Anführer der Rebellionstruppe in Tjorden und einer der Unsterblichen des Westens.“
Er deutete eine leichte Verbeugung an. „Übrigens suchen wir immer nach fähigen Kriegern für unsere Truppe.“ Doch Leodado hörte ihm schon nicht mehr zu. In seinem Kopf ratterte Beschreibung um Beschreibung durch. Tjorden war in den letzten Jahrzehnten zu einem großen Reich mit einer ebenso großen Kriminalität herangewachsen. Bei seinem ersten geistigen Durchgang war er nicht erfolgreich. Zu lange war es her, dass er sich das letzte Mal mit den Listen beschäftigt hatte. Denn der momentane Herrscher von Tjorden war allgemein als geizig bekannt. Erst als Vicer sich bereits zu langweilen begann, fiel es Leodado wie Schuppen von den Augen. Vicer hatte es nicht nur als einziger Adliger auf eine Söldnerliste geschafft, sondern dabei auch noch die widersprüchlichste Beschreibung erhalten, die er je gelesen hatte. „55.000 Gulden sind auf deinen Kopf gesetzt. 75.000 gibt es, wenn man dich lebend und vor allem Ganz abliefert.“ Leodado zog eine Grimasse. 55.000 Gulden waren nicht wenig, davon könnte sich eine Bauernfamilie vermutlich Jahrzehnte lang ernähren. Dennoch war es nicht seine Preiskategorie. Vor allem nicht wenn wenige Meter entfernt ein 500.000er Kopf auf ihn wartete. „Du vergleichst mich gerade mit ihm.“ Vicer nickte schlechtgelaunt zu Nikhor hin, der jedoch nicht annähernd interessiert schien und aufgehört hatte sie zu beobachten. „Nicht wahr?“ Vicer schwang seinen Speer, jedoch weniger aus Angriffsabsicht als aus Ärger. „Wenn ich diesen verdammten Mistkerl von Möchtegern-König in die Finger bekomme…“
„Dabei könnte ich dir durchaus behilflich sein.“ Leodado begab sich wieder in Angriffsposition, es wurde Zeit, dass dieser Kampf endete.
Bei Acye lief es nicht so gut. Gleich zu Anfang hatte er bereits einen groben Fehler gemacht der ihm eine tiefe Schnittwunde an der Schulter eingebracht hatte. Dadurch fiel es ihm schwer Konter zu landen. Vor allem da er sich daran halten musste, sie nicht zu verletzten. Was ihm nahezu unmöglich schien. Alle Techniken die er kannte, waren darauf angelegt den Gegner entweder gleich zu töten oder ihn schwer zu verwunden. Weswegen ihm nur noch die Möglichkeit blieb, sie zu Fall zu bringen und so unschädlich zu machen.
Jedoch brachte eher sie ihn zu Fall. Durch den Wurfanker und ihre Wurfmesser hatte sie den Vorteil der Distanz. Schon zweimal war es ihr mit einer Combo beider gelungen ihn zum taumeln zu bringen. Das eine mal zu Anfang hatte sie es dabei sogar geschafft ihn mit ihren Dolchen zu erwischen. Und das alles nur, weil er sie nicht verletzen durfte. Er biss die Zähne zusammen. Er hatte kaum Optionen mehr mit der verletzten Schulter. Außer einer.
Während eines Konter, bei dem er sich abrollte, steckte er heimlich zwei der geworfenen Wurfmesser von Soana ein. Diese war so in ihrer Wurfanker-Technik vertieft, dass sie es nicht bemerkte. Sein zweiter Schritt war dann schon schwerer in der Umsetzung. Zuerst musste er sich Freiraum erkaufen, was sich schwieriger als gedacht herausstellte. Egal wie weit er zurückwich, jedes Mal wartete sie bereits auf ihn. Mit der Zeit wurde er ungeduldiger, behielt aber dennoch seine Konzentration aufrecht. Und schließlich schaffte er es sich die wertvollen Sekunden zu erkaufen. Als sie beide nahe der Mauer standen, warf er die beiden Wurfmessern von ihr in die umgebenden Fackeln.
Und die genommene Zeit hatte sich gelohnt. Er traf die kleinen, magischen Kerne genau und diese zerbrachen wie gewünscht. Das Licht verschwand und Dunkelheit legte sich um die beiden. Acye lächelte wieder, nun war er eindeutig mehr in seinem Element.
Als die Fackelkerne zersprangen erschraken Vicer und Leodado gleichermaßen. Es war ein unangenehmes, lautes Surren, dann tauchte die Ecke hinter ihnen in Finsternis ab. Es dauerte eine Weile bis Vicer das Gesehene rekonstruieren konnte. Als ihm klar wurde, was passiert war, lachte er schallend auf. Acye konnte mit seinen wenigen Stärken wirklich grandios umgehen. Leodado dagegen wurde nervöser. Er hatte Angst um seine Freundin. Ihre Fähigkeiten im Dunkeln zu sehen waren zwar weitaus besser ausgeprägt als die seinigen, dennoch wusste er, das es schlecht für sie stand. Ohne zu Zögern schritt er auf die entstandene Dunkelheit zu. Doch die Spitze eines Speeres hinderte ihn daran. Vicer hatte sich vor ihn gestellt, den Speer auf ihn gerichtet. „Das ist ihr Kampf, nicht deiner.“ Leodado schritt wütend an ihm vorbei, doch der Speer hielt ihn wieder auf. „Du wirst dich in der Dunkelheit nicht gegen ihn behaupten können.“ Dieser Einwand brachte ihn tatsächlich zum Stehen. So sehr es ihn widerstrebte es zuzugeben, Vicer hatte recht. Seine Sehfähigkeit war im Vergleich zu Acyes jämmerlich. Wütend starrte er in die finsteren Schwaden. Nicht einmal schemenhaft konnte er die kämpfenden Gestalten ausmachen.
Ein abgebrochener, weiblicher Schmerzensschrei ließ die beiden erneut innehalten. Leodado stürmte auf die Dunkelheit zu. Wieder schob sich der Speer dazwischen. Er schlug ihn beiseite, wurde aber kurz darauf wieder von ihm aufgehalten. „Lass mich durch, verdammt.“ Egal ob er etwas sah oder nicht, er würde diesen Mistkerl umbringen. „Warte.“ Vicer versuchte besänftigend zu sprechen, jedoch hörte Leodado das kaum. Vicer hatte seine redliche Mühe ihn weiter vom Heranstürmen abzuhalten. Entweder würde er in seinen sicheren Tod rennen oder aber es schaffen Acye zu erwischen, was ihm ebenso missfiel. Doch er konnte nichts ausrichten. Schließlich wusste er sich nicht mehr besser zu helfen. „Nikhor mach die verdammten Fackeln wieder an!“ Sein Ton erregte Missfallen und so war die Antwort darauf wenig verwunderlich. „Warum sollte ich?“ Vicer nahm alle Gewalt zusammen und drückte Leodado zurück um wieder einige Zentimeter zu gewinnen. Doch auch dieser hatte den Druck verstärk und der Effekt seines Schwertes verschafften ihm dabei den entscheidenden Vorteil. „Tu´s einfach, wenn du nicht willst, dass dein Haustier hier einen Kopf kürzer gemacht wird.“ Vicers Ton wurde drängender, durch die Fähigkeit seines Schwertes war Leodado ihm in dieser Hinsicht eindeutig überlegen und er war gezwungen Zentimeter um Zentimeter zurückzuweichen.
Nikhor zögerte. Einen Moment lang verweilte sein Blick auf den Beiden, dann schwenkte er ihn zur Dunkelheit zurück. Er schleuderte einen kleinen, dunklen Kern, den er die Zeit vorher bearbeitet hatte, auf die beiden Fackeln zu. Sofort nach Berührung leuchteten diese wieder auf und die Szene offenbarte sich.
Acye hatte den Kampf gewonnen. Noch immer schwer atmend, stand er leicht seitlich neben Soana. Diese hatte einen länglichen, dünnen Kratzer an der Wange, schien aber sonst unversehrt. Er hielt ihr sein Messer vors Gesicht und hielt sie so in Schach.
Nachdem es schlagartig wieder hell wurde, drehte er seinen Kopf leicht zu Vicer, erschrak aber nicht weiter. Denn trotz des Kampfes hatte er es geschafft den Gesprächen zu folgen. Leodado und Vicer hatten mit ihrem Gerangel gestoppt und sich ihnen zugewandt. „Acye, was hatte ich dir über Verletzungen gesagt?!“ Vicer schritt einige Schritte vorwärts. Was Acye jedoch nicht weiter einschüchterte. Er brauchte sämtliche Kraft um nicht unter dem pochenden Schmerz der Schulterwunde und dem zunehmenden Blutverlust zusammenzuklappen. „Es ließ sich nicht vermeiden, verzeiht Herr.“ Auch seine Stimme erreichte nicht Ganz den unterwürfigen Ton den er erreichen wollte.
Zum Glück mischte sich jedoch Leodado ein und rettete ihn so unbewusst. „Ich bring dich um, du mieser, kleiner…“ Vicer hustete gekünstelt im Hintergrund. „Solltest du mich besiegen ist sie frei.“ Er lächelte verschlagen. „Solltest du unvorsichtigerweise bei dem Versuch sterben, werde ich mir wohl andere Verwendungszwecke für sie einfallen lassen müssen...“ Leodados Gesicht färbte sich rot vor Zorn. Wütend griff er weiter an. Er würde die Sache schnell zu Ende bringen und Soana retten.
Acye hielt sich nur noch mühsam auf den Beinen. Die Schulterwunde war anscheinend tiefer als er gedacht hatte. Doch er hielt sich wacker, größtenteils aus Angst, jedoch auch ein wenig des Stolzes wegen. Er wollte sich nicht die Blöße geben von einer Frau besiegt zu werden. Vor allem wenn sie auch noch auf das gleiche Gebiet spezialisiert waren. Schließlich hatte er dem besten Orden Kantens angehört.
„Rück mehr in die Ecke, dann hab ich dich besser im Blickfeld.“ Tatsächlich war ihm die momentane Lage von ihr zu unsicher. Sie kniete mitten im Raum und hatte somit alle Möglichkeiten offen. Was er verhindern wollte. Sie starrte ihn trotzig an, überlegte es sich dann aber doch anders und stand gehorsam auf. Acye richtete beide seine Waffen auf sie. Er hatte sie bereits vorher im Dunklen entwaffnet, weswegen er sich wenigstens in dieser Hinsicht sicher fühlte. Dennoch traute er sich nicht, sie auch nur eine Sekunde lang aus den Augen zu lassen. Sie lehnte sich in die düstere Ecke, den Blick auf das Kampfgeschehen gerichtet. „Setz dich.“ Soana starrte ihn zornig an. Wenn sie doch nur eine Waffe zur Hand hätte! Dennoch tat sie wie geheißen und setzte sich auf den kalten Steinboden. „Ein Kissen wäre wohl zu viel verlangt?“ Es war weniger spaßhaft, als mehr berechnend gemeint. Ihr Ziel war es, ihn ausreichend abzulenken um ihn dann seine Waffen abnehmen zu können und kurzen Prozess mit ihm zu machen. Doch er blieb wachsam. Er lehnte sich einen halben Schritt neben ihr an die Wand. Nur kurz schenkte er ihr einen direkten Blick, bevor er wieder auf das Kampfgeschehen achtete. „Auch wenn ich dem gerne nachkommen würde, denk ich nicht, dass du noch da wärst, wenn ich zurückkommen würde.“ Acye hatte sich umentschieden und konzentrierte sich nun auf seine beiden Waffen. Vorsichtig kratzte er mit dem Dolch sein verkrustetes Blut von dem Messer. Soana beugte sich leicht nach vorne, behielt ihn dabei aber weiterhin fest im Blick. „Versuch´s gar nicht erst. Aus dieser Distanz treff ich unter Garantie.“ Er blickte auf sie herab. Ihr Gesicht verzog sich zu einer Grimasse und sie ließ sich wieder zurücksinken. Sie wollte Leodado helfen. Zwar schien es im Moment so, als würde er den Kampf führen, doch sie traute der Sache nicht. Langsam griff sie in ihre Hintertasche und holte ein Wurfmesser hervor. Am besten sie beendete den Kampf solange Leodado noch führte. Ein Dolch, nur wenige Zentimeter von ihrem Gesicht entfernt, hinderte sie am weiteren Planen. „Lass es einfach. Sonst muss ich unangenehm werden.“ Sie ließ das Wurfmesser wieder fallen und der Dolch entfernte sich aus ihrem Gesicht. „Du fühlst dich wohl besonders stark heute, eine Frau mit einer Waffe zu bedrohen.“ Sie verspottete ihn weil ihr nichts Besseres einfiel. Solange er so wachsam war, konnte sie Leodado nicht helfen. Also musste sie sich wohl oder übel mit ihm abgeben um seine Aufmerksamkeit zu brechen. So jedenfalls war die Theorie.


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#6

RE: Kapitel für Leo V2

in Sonstiges 07.02.2011 22:36
von Seralwa | 68 Beiträge

„Wie ist es so Verräter zu sein?“ Sie beobachtete ihn nur aus den Augenwinkeln, er war noch immer dabei seine Klingen zu reinigen. Zuerst dachte sie er würde nicht antworten, denn sein Schweigen währte lange. „Hart.“ Seine Antwort war kurz. Zu kurz als dass sich allein daraus ein Gespräch ergeben hätte. „Warum bist du es dann?“ Acye unterbrach sein Klingenreinigen als müsse er ernsthaft darüber nachdenken. Nur langsam nahm er das Gespräch wieder auf. „Weil die einzige andere Option der Tod wäre…“ Soana trennte sich kurz von dem Kampfgeschehen vor ihnen um Acyes Mimik zu beobachten. Diese war von Schmerz gekennzeichnet, wobei es Soana jedoch nicht vermochte, zu entscheiden, ob es wegen seiner Schulterwunde oder den Erinnerungen war. Sie entschloss sich dennoch weiter zu machen, anscheinend hatte sie die richtige Taktik gefunden. „Du könntest immer noch fliehen.“ „Ich wäre Tod, wenige Meter nachdem ich das Schloss verlassen hätte.“ Acyes Stimme war sachlicher, aber auch leiser geworden. „Dann flieh, wenn er nicht da ist.“ Acye seufzte leise. „Der Herr verlässt fast nie das Schloss.“ Danach war es lange still, nur das Keuchen der beiden Kämpfer und das Klirren ihrer Waffen sorgten für Ton.
Ein leichtes Rauschen ließ die beiden aufschrecken. Der Tyrann war neben Acye erschienen, einen neutralen Gesichtsausdruck zur Schau stellend. Er warf Soana ein kleines Kissen zu. Diese wirkte verdutzt, setzte sich aber trotzdem sofort darauf. Ihre Knöchel hatten bereits angefangen zu schmerzen.
Acye vermied es seinem Herrn in die Augen zu sehen, wagte jedoch auch nicht weiter an den Klingen zu werken. Was darauf hinauslief, das er den Boden fixierte. Nikhor legte ihm eine Hand auf die verletzte Schulter. Acye zuckte kurz zusammen, entspannte sich aber als er spürte wie die Wunde langsam wieder zuheilte. Dennoch wagte er es nicht ihm in die Augen zu sehen. Zu groß war die Befürchtung, er hätte etwas von seiner Rede zuvor gehört. Der Tyrann ging vor Soana in die Hocke. „Soll ich eure Wange heilen, junges Fräulein?“ Sie wusste selbst nicht warum sie nickte. Wahrscheinlich war es die Neugierde, die sie befallen hatte, seitdem sie die Fähigkeit das erste Mal gesehen hatte. Nikhor berührte sanft ihre Wange. Angenehme Kälte breitete sich an der verletzten Stelle aus und der Schmerz verschwand. Nikhor lächelte als er ihr verwundertes Gesicht sah und erhob sich dann wieder um sich knapp neben Acye zu stellen. Der immer noch krampfhaft den Boden anstarrte. Nikhor musterte ihn. Dann packte er ihn am Kinn und drehte seinen Kopf so, dass er ihn anschauen musste. „Vor was hast du Angst, Ac?“ Seine Stimme war beunruhigend leise und Acye fragte sich unbewusst ob es eine Falle war. Er entschied sich bei der Wahrheit zu bleiben. „Vor euch Herr.“ Nikhor runzelte verärgert die Stirn. „Du weißt, dass ich dich nicht ohne Grund töten würde.“ Dann ließ er sein Kinn wieder los und wendete sich noch immer verärgert den beiden Kämpfern zu.
Soana sah ihre Möglichkeit gekommen, während Acye verängstigt weggetreten war, den Kampf zu entscheiden. Sie hob das Wurfmesser und zielte vorsichtig. „Warte noch einen Moment, Fräulein.“ Soana blickte überrascht auf, senkte aber tatsächlich ihr Messer. „Warum?“ „Der Kampf wird gleich zu Ende sein.“ „Wie kommt ihr darauf?“ „Beide sind erschöpft, es kann nicht mehr lange dauern bis einer der beiden einen fatalen Fehler begeht. Und ich würde gerne wissen wer.“
Und tatsächlich kam dieser Fehler nur wenige Minuten später.
Leodados Erschöpfung kam ihm zum Verhängnis. Beim Abwehren wich er zurück und stolperte über seine eigenen, trägen Beine. Er ging zu Boden und war dann zu langsam um sich abzurollen und wieder aufzustehen. Vicer richtete seinen Speer auf seine Kehle. „Das war´s dann wohl.“ Leodado wollte sein Schwert heben, doch Vicer blockierte seinen Arm indem er mit seinem Fuß darauf stand. Leodado biss die Zähne zusammen. Unmöglich das es so endete. Besiegt von jemand dessen Kopf nur lausige 55.000 wert war. „Na los, mach schon.“ Seine Stimme blieb fest, er hatte keine Angst vor dem Tod. Er hatte sich mit einem gewaltsamen Tod abgefunden, an dem Tag als er die Söldnergilde betreten hatte. Nur um Soana machte er sich Sorgen. Vielleicht verschonten sie sie ja wenn er schnell genug starb.
Doch Vicer stoppte. Er schien tief in Gedanken versunken. Schließlich rammte er den Speer in den Boden und ging neben ihn in die Hocke. „Ich habe dir ein Angebot zu machen, Kleiner. Deine Kampffertigkeiten sind brillant für jemand von so geringen Alter.“ Er zögerte, als müsse er sich überlegen ob er das Nachfolgende wirklich sagen wollte. „Ich kann dir und deiner Freundin einen nahezu schmerzlosen Tod bieten.“ Vicer beobachtete Leodados Gesicht. „Oder, aber…“ Leodados Gesicht verhärtete sich. „Ich kann dir einen Platz in meiner Truppe anbieten.“ Leodado wendete sein Gesicht voller Abscheu ab. „Wir sind Söldner, keine Soldaten.“ Vicer setzte sich wieder auf und zog den Speer aus dem Boden. „Wir sind keine Soldaten, Kleiner. Wir sind eine Widerstandsbewegung gegen den Herrscher von Tjorden.“ Leodado stieß verächtlich Luft aus. „Noch schlimmer. Widerständler sind von vornherein zum Scheitern verurteilt.“ Vicer verstaute seinen Speer wieder hinterm Rücken. „Ich habe rund ein Viertel des Volkes hinter mir. Ich werde diesen Mistkerl stürzen, so lang es auch dauern mag.“ Er winkte die drei Gestalten an der Wand herbei. „Mir muss niemand wegen Hingabe zu der Rebellion folgen. Jeder Grund ist erlaubt, solange er zu Loyalität führt.“ Die drei traten näher. „Überleg es dir. Du könntest viel lernen.“
Leodado wendete seinen Blick von Vicer ab und Soana zu. Sie wirkte verwirrt. Er streckte ihr seinen müden Arm entgegnen. Sie nahm ihn und küsste sanft seine Hand. Sie lächelte, auch wenn es ein trauriges Lächeln war. Sie war bereit zu sterben.
„Soana, für was sollen wir uns entscheiden?“ Sie runzelte die Stirn, schwieg aber und ließ ihm Zeit zum erklären. „Sollen wir uns Vicers Rebellionstruppe anschließen oder den Tod wählen?“ Soana zögerte. Ihr Blick wanderte zu Acye, der vermied die Anwesenden anzusehen. Wollte sie wirklich zu einem Verräter werden, nur um ihr Leben zu retten? Sie erinnerte sich an das Gespräch zwischen ihnen und sie sträubte sich gegen den Gedanken, dass es ihr genauso ergehen sollte. Sie war Söldner geworden um frei von Verpflichtungen eines Herrn zu sein. Frei, dass zu tun was ihr richtig erschien und nicht das was ihr befohlen wurde.
Vicer war ihrem Blick gefolgt und runzelte leicht verärgert die Stirn. „Nimm ihn nicht als Vorbild. Er ist ein Diener von Nikhor und kein Truppenmitglied. Die Situationen sind gänzlich verschieden.“
Doch das waren sie nicht. Sie würde ihren Ethos verraten, ihr Land und all das was sie je versprochen und getan hatte. Doch das Schlimmste war, sie würde sich selbst verraten, nur um weiterzuleben. Und was war ein Leben, wenn man sich selbst nicht mehr treu war?
Ihr Blick glitt zurück zu ihrem Freund am Boden. Er sah zerschunden aus, dennoch war seine Miene unverändert hart. Sie wusste, egal wie sie sich entscheiden würde, er würde ihr keinen Vorwurf machen. Dennoch zögerte sie. Konnte sie einfach seinen Tod verantworten? Was hätte er für sie getan? Sie wusste die Antwort darauf. Er hätte es so hingebogen, dass er als einziger den Verrat begehen müsste. Damit sie weiterleben könnte, sich treu bleibend. Doch diese Option stand ihr nicht offen. Sie hatte nichts was sie Vicer bieten könnte. Es gab nur eine Entscheidung für sie zusammen.
Sie zögerte, egal was sie tat, es war falsch. Falsch leben oder falsch sterben, es gab nichts Richtiges.
„Lass uns leben…“ Ihre Stimme war nur ein Flüstern, dennoch schienen es alle zu hören. „Geht doch.“ Vicer lachte leise und fixierte dann Acye. Der es nicht schaffte seine Verachtung vor ihr zu verbergen. Dahin war es mit ihrer so hochgelobten Moral. Letztlich waren sie sich doch ähnlicher, als sie es wohl je zugeben würde. Auch sie hatte sich gegen den Tod entschieden und egal was die andere Option auch war, in diesem Punkt waren sie doch gleich.
Nikhor trat nah neben Vicer. „Jetzt da du gewonnen hast, könntest du mir bitte meine geklauten Amulette zurückgeben.“ Vicer passte sich der flüsternden Stimme an. „Du bist nachzählen gegangen?“ „Ich kenn dich in- und auswendig, Vic.“ Vicer lachte leise auf, griff dann aber dennoch gehorsam in eine der Gürteltaschen. Er zog zwei fein gearbeitete Silberamulette heraus. „Schade drum, hier verrotten sie eh nur.“ Nikhor nahm sie entgegen, hängte sie sich um und versteckte sie dann unter seinem Oberteil. „Haben sie wenigstens etwas gebracht?“ Vicer senkte seine Stimme erneut. „Scheint so, könnten aber auch nur die Nachwirkungen deines Zaubers gewesen sein.“ Nikhor folgte Vicers Blick zu dem neben ihren Freund knieenden Mädchen. Die beiden schienen völlig vertieft in ihr eigenes Gespräch zu sein und sie zu ignorieren. Dann trafen sich ihre Blicke wieder. „Schick sie weg, wir haben noch etwas zu klären.“ Vicers Stimme war kaum hörbar, dennoch lies sie ihn erschaudern. Er wollte es also gleich zu Ende bringen.
„Acye, schnapp dir die frischgebackenen Rebellen und verzieh dich aus dem Schloss. Ich will euch hier bis zum erneuten Sonnenaufgang nicht sehen.“ Er hatte es geschafft seine neutrale Stimme wiederzugewinnen. Acye suchte seinen Blick. Doch Nikhor war nicht willens ihm zu helfen. Schließlich wendete sich Acye gehorsam ab, die beiden Söldner im Schlepptau. Erst als sie schon fast die Tür durchtreten hatte, erbarmte sich Vicer. „Ich wollte nur erwähnen, dass ich und Nikhor es hassen, in einem finsteren Wald nach Leichen zu suchen. Also benehmt euch.“ Leodado lächelte grimmig. Acye seufzte leise. Heut war echt nicht sein Tag.
Nikhor lockerte langsam die noch heilen Schnallen von seiner Robe und legte diese dann über die Thronlehne. Es war anstrengend genug Hemden zu nähen, da musste er nicht auch noch weitere Energien auf seine Robe verschwenden. Dann schritt er langsam wieder auf Vicer zu. Dieser beobachtete ihn finster lächelnd. Er zog einen dünnen Dolch aus seiner Tasche. Wendete sich aber erneut von ihm ab um zurück zur Tür zu schauen. „Glaubst du wir sehen sie je wieder?“ Nikhor streckte sich um seine Muskeln zu lockern.
„Acye ja, was deine beiden neuen Rekruten angeht…lassen wir uns überraschen.“

Ende~


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#7

RE: Kapitel für Leo V2

in Sonstiges 08.02.2011 17:28
von Zammy-Fritzl | 226 Beiträge

wtf?!^^ richtig gute geschichte^^ wie lange hast du dafür gebraucht???


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#8

RE: Kapitel für Leo V2

in Sonstiges 08.02.2011 18:08
von Seralwa | 68 Beiträge

Weiß nicht genau. Denn "Auftrag" hatte ich schon seit ner Weile, das Schreiben an sich ging eigtl. ganz schnell. Ein paar Tage vielleicht, den Handlungsablauf skizzieren hat länger gebraucht ^^

mfg
Seralwa


zuletzt bearbeitet 08.02.2011 18:08 | nach oben springen

#9

RE: Kapitel für Leo V2

in Sonstiges 09.02.2011 12:45
von WyattEarp | 35 Beiträge

schreibst du die ganze Geschichte sonst so mit der hand und Stift? Also so voll altertümlich und nicht am PC? O_o


Schon gewusst, dass... 2Al + 3Cl² --> 2AlCl³

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#10

RE: Kapitel für Leo V2

in Sonstiges 09.02.2011 15:06
von Seralwa | 68 Beiträge

Den Grundentwurf, also den Aufbau so wie Korrekturen mach ich meistens mit Papier/Ausgedrucktem und Stift. Einfach weil ich am Bildschirm sonst nicht alle Fehler finde bzw. ich nicht alles so hinkrieg wie ich will.
Aus dem geschriebenen Entwurf tipp ich dann die Story.
Alles per Hand schreiben, wär mir von den Blöcken her zu teuer, hab ne unglaublich große Schrift wenn ich schnell schreibe
mfg
Seralwa


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#11

RE: Kapitel für Leo V2

in Sonstiges 16.02.2011 14:34
von Leoo x3 | 74 Beiträge

man und ich dachte ich sterbe :3
ich bin ein verätter O_O
wtf
super geschichte sera
danke das ich auch drin bin (:

mfg der dado




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#12

RE: Kapitel für Leo V2

in Sonstiges 17.02.2011 14:50
von Seralwa | 68 Beiträge

Gern geschehen.
Eigentlich ist ja offen ob du ein Verräter bist. In erster Instanz ja, aber in zweiter kann es sich der Leser ja aussuchen.
Vielleicht kommt ihr ja nie wieder zu Vicer zurück^^


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#13

RE: Kapitel für Leo V2

in Sonstiges 26.02.2011 19:59
von Zamorak192 | 57 Beiträge

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